Spitze Schrauben gegen Waldbesucher

TRIER. Perfider geht es kaum: Ein Unbekannter spickt gezielt mit Messing-Schrauben ("Spax") die weitläufigen Waldwege zwischen Biewer und der Bausch – mit den Spitzen nach oben. Körperverletzungen wurden bislang nicht gemeldet. Aber sechs Mal wurden in den vergangenen vier Wochen Auto-Reifen zerstört.

Was den oder die Täter zu dieser besonderen Form von Kriminalität treibt, ist (noch) ein Geheimnis. Seit dem 20. Juni wurden der Polizeiinspektion (PI) Schweich sechs Fälle von Sachbeschädigungen gemeldet. Autofahrer, die als "Jagdausübungsberechtigte" die abgesperrten Waldwege befahren dürfen, bemerkten kurze Zeit nach einer Fahrt durch den Wald, dass ihre Reifen platt waren. Später stellte sich heraus, dass von ihnen befahrene Wege systematisch mit Spax-Schrauben präpariert worden waren. In einigen Fällen seien die Schrauben wahllos auf dem Weg verstreut worden, berichtet PI-Leiter Roman Kierok. "Dann kann es passieren, dass sich die Schrauben durch den Druck des darauf fahrenden Profilreifens von selbst aufrichten." In etlichen anderen Fällen waren die Schrauben nicht lässig verteilt, sondern "liebevoll eingegraben" worden, hat Revierförsterin Kerstin Bendiks beobachtet. Gefahr für Jogger, Jäger, Spaziergänger und Tiere

Offenbar geht der "vermutliche Einzeltäter" (Kierok) systematisch vor. Polizeioberkommissar Bernd Marmann, der die Fälle bearbeitet, schätzt, dass der Täter die Löcher zunächst mit einem spitzen Gegenstand bohrt. "Dann werden die Schrauben im Abstand von zwei, drei Zentimetern nach einem bestimmten Muster, meist nur auf einer Wegspur, eingebuddelt." Auf diese Art sei die Wahrscheinlichkeit groß, einen Reifen zu schädigen. Wird ein Reifen getroffen, kommen auf den Besitzer Kosten von 120 bis 150 Euro zu. Sechsmal wurden in den vergangenen vier Wochen Reifen zerstört. Zwischen Sommer und Herbst 2004 registrierte die Polizei an derselben Stelle 20 derartige Sachbeschädigungen. Was der Spax-Täter mit seinem Tun bezweckt, darüber herrscht Ratlosigkeit. "Offenbar will der Täter absichtlich Jäger aufs Korn nehmen, vielleicht hat er ein gestörtes Verhältnis zu Jägern", überlegt Kierok. Schließlich hätten ausschließlich Forstbeamte und Jagdausübungsberechtigte Schlüssel zu den Schranken auf den Waldwegen - nur auf diesen abgesperrten Wegen legt der Täter seine Spax-Fallen aus. Kerstin Bendiks sieht die Sache anders. "Im Wald gibt es nun mal eine größere Dichte von Jägern", meint sie und sieht die Taten gegen die Allgemeinheit gerichtet. Tatsächlich nutzen die Waldwege Jogger, Spaziergänger, Mountainbiker - und Familien mit Kindern. "Schlimm genug, dass Sachschäden entstehen", sagt sie als Betroffene. "Es kann aber auch jeder unbeteiligte Waldbesucher verletzt werden, Personenschäden nimmt der Täter in Kauf." Dass Menschen und Wild durch die vier bis sechs Zentimeter langen Schrauben verletzt wurden oder beschädigte PKW-Reifen einen Unfall verursachten, dazu ist es bislang offenbar nicht gekommen. Allerdings tappt die Polizei noch weitgehend im Dunklen: Ein weitläufiges Gebiet von etwa neun Quadratkilometern ist betroffen. "Dazu operiert der Täter zu Tageszeiten, bei denen er schlecht beobachtet wird", gibt Kierok zu bedenken. Vermutlich komme er aus Biewer oder von der Bausch. Polizeistreifen werden im Rahmen des personell Machbaren das Gebiet verstärkt unter die Lupe nehmen. Hinweise und Beobachtungen erbitten die Polizei in Schweich, Telefon 06502/91570, und das städtische Forstrevier, Telefon 0651/85886.

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