Sportpionier und Antisemit

TRIER. (red) Als Mann mit "gewaltigem Rauschebart" und Pionier der Wissenschaft präsentiert der DFB auf seiner Webseite seinen Gründungsspräsidenten Ferdinand Hueppe. Der Trierer Historiker Thomas Schnitzler beleuchtete in seinem Vortrag im Studienzentrum Karl-Marx-Haus dagegen auch die eher unbekannten dunklen Seiten des Prager Professors für Hygiene.

Der 1852 in Neuwied geborene Hueppe, bis ins Alter selbst aktiver Sportler, stand ab 1900 für vier Jahre an der Spitze des Fußballverbandes. Danach verbot die Fifa den Prager Vereinen - der DFC war ein Jahr zuvor noch ins Finale der deutschen Meisterschaft eingezogen - die Mitgliedschaft im DFB, und der Vorsitzende legte sein Amt nieder. Als Wissenschaftler war er einer der Ersten, die den Begriff Hygiene nicht nur auf die Bekämpfung von Krankheiten und Seuchen anwandte, sondern sportliche Betätigung als "positiv aufbauende Hygiene" verstand. Dem Sport, so Schnitzler, kam auch eine politische Funktion zu. War Fußball zunächst als "englische Krankheit" verschrien, konnte Hueppe die in Deutschland noch junge Sportart als die zur Stärkung der Konstitution am besten geeignete anpreisen. Hueppe sah dabei eine körperliche Überlegenheit der "Nordrasse", während Juden durch das Leben in städtischen Ghettos bereits degeneriert seien. Schnitzler dokumentierte zahlreiche antisemitische und rassistische Belege aus dem Werk des Schülers von Robert Koch. So ist es auch kaum verwunderlich, dass Hueppe die Austragung internationaler Fußballspiele als Möglichkeit sah, die Stärke der arischen Rasse zu beweisen, und nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten deren Sportpolitik im Sinne des germanischen Heldentums als Umsetzung seiner Ideen begrüßte. Eines haben die Forschungen von Schnitzler bereits bewirkt. Der nach Hueppe benannte Sportplatz in seiner Heimatstadt Neuwied bekommt einen neuen Namen. Die Biografie auf der DFB-Homepage wartet dagegen noch immer auf eine Überarbeitung.

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