"Sprache größtes Problem"

TRIER. Genau 8064 Menschen ausländischer Herkunft leben in Trier. Sie stehen im Mittelpunkt eines umfangreichen Berichts des Ausländerbeirats, der dem Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag als Grundlage einer Diskussion über die generelle Lage der ausländischen Mitbürger diente.

Die Debatte im Stadtrat hat eine Vorgeschichte, über die mancher heute noch den Kopf schüttelt. Diese Vorgeschichte dreht sich um eine aus dem Jahr 2002 stammende und 9000 Euro teure Studie des Soziologie-Professors Bernd Hamm, die sich intensiv mit der Situation von in Trier lebenden Ausländern beschäftigt. Welche Gruppen bilden sie? Mit welchen Problemen werden sie im Alltag konfrontiert? Fragen dieser Art prägen Hamms Studie.Machtwort des Stadtrats

Doch das Papier des Professors war nach Ansicht des Ausländerbeirats streng geheim. Bis zuletzt weigerte sich seine Vorsitzende Maria de Jesus Duran Kremer, die Studie zu veröffentlichen. Sie sei doch nur eine interne Arbeitsgrundlage für den Ausländerbeirat gewesen, außerdem sei sie mittlerweile veraltet, so Duran Kremer. Ende November 2004 sprach der Stadtrat ein Machtwort: Professor Hamms Studie zur Situation der ausländischen Mitbürger in Trier solle im Internet veröffentlicht, das Thema in einer der nächsten Ratssitzungen diskutiert werden. In der April-Sitzung des Stadtrats war es so weit. Aktualisierte Datenerhebung

Eine "Debatte zur Lage der Ausländer in der Stadt Trier" stand auf der Tagesordnung. Doch Bernd Hamms Studie war nicht die Grundlage dieser Debatte, sondern ein neues Papier mit dem Titel "Einige aktuelle statistische Daten über die ausländische Bevölkerung in Trier, Stand Dezember 2004 bis Februar 2005". Diese Änderung des Plans war Sigrun Friederike Priemer (Bündnis 90/Die Grünen) nicht entgangen. "Wir bedauern, dass die Diskussion über die Studie entgegen des Stadtratsbeschlusses vom Herbst 2004 nicht auf der Tagesordnung steht", sagte sie. Statt dessen sollen "neue, vom Ausländerbeirat erhobene Daten" diskutiert werden. Priemer: "Es sind Zweifel angebracht, ob die neuen Daten tatsächlich Allgemeingültigkeit besitzen, da die Stichprobe nicht zufällig gewählt ist." Außerdem bestehe immer noch ein Informationsdefizit: "Nur die Hälfte der Befragten kann sich ein Bild vom Ausländerbeirat machen. Der Bekanntheitsgrad muss demnach erhöht werden." Eine Umfrage vom Dezember 2004 habe die neuen Daten geliefert, so die Vorbemerkung des von Duran Kremer präsentierten Papiers. Man habe Fragebogen der Studie aus 2002 benutzt. Doch die neue Umfrage, die tief greifende Veränderungen seit 2002 von Hartz bis zur EU-Erweiterung berücksichtige, erheben nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Studie, sondern sei nur eine "aktualisierte Datenerhebung". "Mehr als 62 Prozent der Befragten, insgesamt 199 Personen, nennen die Sprache als ihr derzeit größtes Problem", erläuterte Maria de Jesus Duran Kremer. Danach komme die Suche nach einer Arbeit, die ihren beruflichen Qualifikationen entspricht. An dritter Stelle folgt für die Betroffenen der Ärger mit Behörden.Probleme bei Sprache, Ausbildung und Behörden

Zum Vortrag der Ausländerbeirats-Vorsitzenden gehörte auch ein Tätigkeitsbericht, der die Unterstützung aller Fraktionen erhielt. Ignaz Bender (CDU) begrüßte die "Fülle von Initiativen". "Der Beirat ist eine feste Größe im sozialen Leben der Stadt, seine Arbeit verdient Dank und Zustimmung", betonte Manfred Maximini, Sprecher der Unabhängigen Bürgervertretung (UBM).

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