Sprechen ohne Kehlkopf

TRIER. Pierre Urbanzick aus Luxemburg wurde der Kehlkopf entfernt. Seitdem ist er Träger einer Stimmprothese und hat die Freude am Leben wiedergewonnen. Solche Hilfsmittel waren auch Thema beim vierten Trierer Stimmprothesenkursus im Mutterhaus.

Die Sektion HNO-Onkologie (Hals-Nasen-Ohren und Tumor) des Mutterhauses der Borromäerinnen veranstaltete den vierten Trierer Stimmprothesenkursus mit rund 50 Fachärzten aus Deutschland, Luxemburg, Schweden, Rumänien und den USA. Auch zwölf im Mutterhaus am Kehlkopf operierte Patienten nahmen daran teil. Ziel des zweitägigen Seminars war die gesundheitliche Wiederherstellung und die gesellschaftliche Wiedereingliederung der kehlkopflosen Menschen. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 3300 Männer und rund 500 Frauen an Kehlkopfkrebs. Hauptrisikofaktoren sind Rauchen und Alkohol. Durch die steigende Zahl der Raucherinnen erkranken zunehmend auch Frauen an dieser Krebsart. Kehlkopfkrebs ist mit etwa zwei Prozent aller Krebserkrankungen zwar relativ selten, aber der Kehlkopftumor ist die häufigste Krebserkrankung im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Dr. Peter Schäfer, Leitender Oberarzt der HNO-Abteilung im Mutterhaus, beschreibt die wichtigste Aufgabe nach einer Kehlkopfoperation: "Die Rehabilitation der kehlkopflosen Patienten gelingt nur in Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Sprachheilexperten (Logopäden) und Patienten." Im Mutterhaus seien in diesem Jahr 15 Kehlkopfoperationen durchgeführt worden, und ständig würden rund 100 Patienten klinisch betreut, sagte Schäfer. Während des zweitägigen Stimmprothesenkursus' wurden operative Techniken erklärt, technische Innovationen vorgestellt, Wechsel der Stimmprothesen am Modell und am Patienten trainiert und an Tierpräparaten geübt. Schwerpunktthemen waren auch die Aufgaben der Logopädie und die Bewältigung von postoperativen Komplikationen. Zu Gast war Eric Blom aus Indianapolis (USA), einer der weltweit führenden Spezialisten auf diesem Gebiet. Er hat bisher Tausenden von Patienten durch seine Erfindung, der Blom-Springer-Stimmprothese, wieder zu einem lebenswerten Leben verholfen. Er bescheinigt der HNO-Abteilung des Mutterhauses einen exzellenten Ruf. Der Stabilisierungsring für die Stimmprothese von Erfinder Josef Marx aus Beuren (der TV berichtete) wurde ebenfalls erklärt. Rudolf Scheid aus Landscheid wurde bereits zweimal am Kehlkopf operiert. Zuletzt unterzog er sich im Mutterhaus einer Totaloperation und erhielt eine Stimmprothese. Sein ausgezeichnetes Sprechen mit der Prothese erklärte er so: "Trainieren, trainieren, trainieren, wie schon Sepp Herberger sagte." Birgit Beck-Jörg ist Logopädin und demonstrierte mit dem kehlkopflosen Horst Klas die schwierige Gewöhnung der operierten Menschen an ihre neue Stimme. Dank der ausgezeichneten Rehabilitationsmöglichkeiten könnten die Patienten ihre neue Stimme wieder in allen Nuancen gebrauchen, sagte die Logopädin.

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