Stählerne Bahnruine als romantische Muse

Das ehemalige Eisenbahn-Ausbesserungswerk in Euren hat es dem 32-jährigen Künstler Patrick Lützelschwab angetan. Er hat schon mehrere Preise mit seinen Werken zu der Industrieruine gewonnen.

Trier-Euren. Als der freischaffende Künstler aus Weil am Rhein bei Basel im Jahr 2006 zum ersten Mal Trier besuchte, begann die Romanze zwischen ihm und der historischen Halle, in der von 1911 die Preußische Staatseisenbahn Dampfloks reparieren ließ. Zunächst dokumentierte er das 155 Meter lange und 45 Meter breite, verlassene Industrieobjekt fotografisch und bearbeitete die Bilder später mit Siebdrucktechnik. Im Zeitraum von einem Jahr entstand daraus das Projekt mit dem Titel "Schichtwerk".

Diesen Namen wählte Lützelschwab für die Bilderserie, weil in ihm die Verbindung zu "Ausbesserungswerk" und "Kunstwerk" mitschwingt und zum anderen seine Arbeiten "schichtartig" aufgebaut sind. Die im ersten Schritt entstandenen Fotos übertrug Lützelschwab auf ein Sieb und druckte sie auf Leinwand. Diese hatte er vorher mit oxidierten Eisen- und Kupferlacken bearbeitet, so dass der Eindruck von grüner Patina und Rost entstand, um dem Betrachter die industrielle Atmosphäre näher zu bringen.

Bei diesem Projekt konnte der Künstler, der in Basel an der Schule für Gestaltung studiert, zurückliegende Bausteine aus seinem Leben mit aktuellen verbinden: Als Künstler hat er mit Graffiti begonnen, und die Einflüsse dieser "Streetart" sind noch in der Arbeit "Schichtwerk" zu erkennen. Und noch etwas verbindet ihn persönlich mit seinem Werk: Vor seinem Eintritt in die Welt der Kunst lernte Lützelschwab den Beruf des Industriemechanikers bei der Deutschen Bahn. Beides zusammen erklärt seine Begeisterung für die Ruine aus der Eisenbahngeschichte. In diesem August kam Lützelschwab wieder nach Trier, um mehr über die einstige Eisenbahn-Werkstatt zu erfahren. Ihre Faszination lässt ihn nicht los. "Es ist, wie wenn ich einen Menschen kennenlerne", schwärmt er. "Ich will mehr wissen."

Unbedingt möchte er das Projekt fortsetzen und beobachtet bei seinem Besuch voller Spannung die Veränderungen, seit er die Halle 2006 zum letzten Mal gesehen hat. Neue Eindrücke sind entstanden: "Die Natur ist weit fortgeschritten, es wachsen Bäumchen", berichtet Lützelschwab schwärmerisch von der Erneuerung. Seine Bilder von der Trierer Industriehalle hat Lützelschwab schon in Süddeutschland ausgestellt. Zurzeit ist die Serie in Bad Münster am Stein-Ebernburg zu sehen. "Das Schönste für das Kunstwerk wäre, wenn es auch in Trier ausgestellt würde", sagt Lützelschwab.

EXTRA Die Ausstellung "StreetArt" zeigt das Projekt "Schichtwerk" in Bad Münster am Stein-Ebernburg noch bis zum 31. August im "Künstlerbahnhof". Geöffnet ist Donnerstag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr. Mehr über Patrick Lützelschwab und seine Arbeit gibt es auf seiner Homepage www.luetzelschwab.eu, über die mögliche Aussteller auch Kontakt zu dem Künstler aufnehmen können. Vielleicht kommen die Bilder des Eisenbahn-Ausbesserungswerkes auf diesem Wege einmal an ihren Ursprungs-Ort Trier zurück. (sys)

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