Stadt holt die Kuh durch den Tunnel vom Eis

TRIER. Großer Andrang im Rathaussaal: Rund 150 Besucher informierten sich am Montagabend über das geplante Einkaufszentrum zwischen Fleisch- und Zuckerbergstraße. Vertreter des Investors und des Baudezernats standen zweieinhalb Stunden lang Rede und Antwort.

Die schwerste Kuh ist vom Eis. "Es werden keine neuen Stellplätze auf dem Gelände des alten City-Parkhauses gebaut", erklärte Baudezernent Peter Dietze zu Beginn der Info-Veranstaltung. Klartext: Geparkt wird ausschließlich im neuen City-Parkhaus, das nebst einer Brücke nun auch per Tunnel unter der Zuckerbergstraße ans Einkaufszentrum angebunden wird. Diese Planänderung dürfte dem Großprojekt aus den Startlöchern verhelfen, nachdem der Stadtrat im Dezember die Verwaltung just wegen der Parkplatzfrage hatte abblitzen lassen. In seiner Sitzung am morgigen Donnerstag, 17 Uhr, befasst sich der Stadtrat erneut mit dem Thema. Diesmal scheint die notwendige Mehrheit für die Aufstellung eines Bebauungsplans und die Festlegung der städtebaulichen Rahmenbedingungen sicher. Die Teilnehmer der Bürgerversammlung interessierten sich weniger für baurechtliche Formalien als für das Stadtbild und die Auswirkungen des Doppel-Komplexes am Standort der verwaisten Paulinus-Druckerei und des alten City-Parkhauses. Dort plant der Berliner Investor Trigon ein 63 Millionen Euro teures Einkaufszentrum mit 15 000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf drei Ebenen. Über die Hälfte der Fläche teilen sich drei bis vier große Märkte (u. a. Sport, Lebensmittel), hinzu kommen bis zu 70 kleinere Läden einschließlich Gastronomie. Ob das funktionieren kann, ohne der übrigen Geschäftswelt zu schaden? "Ja", glaubt Maria Koopmann, Trigon-Expertin für Einzelhandelsentwicklung. Es bestehe großes Interesse potenzieller Mieter von außerhalb, außerdem ziele das Einkaufszentrum auch auf überregionale Kundschaft ab, die sonst nicht nach Trier komme."Keine Konkurrenz, sondern Teil der Innenstadt"

"Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als Teil der Innenstadt. Wir wollen mit der City-Initiative kooperieren", erklärte Maria Koopmann. Baudezernent Dietze setzt ebenfalls auf den Frischblut-Effekt: "Ein wichtiges Projekt für Trier, das weitere Investitionen auslösen wird." Wenig Begeisterung lösten die architektonischen Vorstellungen aus. Die vom Städtebau-Spezialisten Andreas Middendorf angekündigten "extensiv begrünten Flachdächer" brachten Herbert-Michael Kopp (Verein Trierisch) auf die Palme: "Ein weiterer monotoner Fleck in einer zerstörten Dachlandschaft." Middendorf versprach, es werde mit unterschiedlichen Höhen und Materialien gearbeitet. Die Paulinus-Fassade über Interbook, die der Trigon-Planer gerne erhalten hätte ("ein sehr schönes 50er-Jahre-Beispiel"), müsse ­ wegen zu niedriger Geschoss-Höhen ­ ebenso fallen wie der Rest der bisherigen Bebauung. Einzige Ausnahme: Außenmauern eines rund 600 Jahre alten gotischen Hauses hinter Dahm&Schädler, das die städtische Denkmalpflege unter Schutz gestellt hat und ins neue Center integriert sehen will. Hartmut Hensel, zuständig für Verkehrsplanung, notierte sich wie die anderen Trigon-Leute zahlreiche Hinweise aus dem Publikum. Dabei ging es um die aktuelle Lärmbelästigung in der Metzelstraße (die künftig nur noch Fußgängern und Stadtbussen vorbehalten sein soll) und die gewünschte Neuordnung der Verkehrsströme in der westlichen Altstadt.Im Herbst soll der Abriss beginnen

Spätestens Ende Juni will Baudezernent Dietze in einer weiteren öffentlichen Info-Veranstaltung den Stand der Dinge diskutieren. Läuft alles reibungslos, könnte der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien (17. Juli) den Offenlage-Beschluss zum Bebauungsplan fassen, was wiederum jedem Bürger die Möglichkeit gibt, Bedenken und Anregungen zu äußern. Dietze rechnet mit "Planrecht im Herbst". Anschließend kann die Trigon das alte City-Parkhaus und die Ex-Paulinus-Druckerei abreißen. Neubau-Beginn: in etwa einem Jahr. Projektleiterin Andrea Meyer zeigt sich optimistisch: "Wir wollen im Herbst 2005 eröffnen." Ihre Meinung in Kürze? E-Mail an echo@volksfreund.de

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