Stadt machtlos gegen Flatrate-Bordell

Trier · Die Stadt hat offenbar alle rechtlichen Möglichkeiten geprüft, um das neue Flatrate-Bordell in Trier-Nord zu verbieten, hat aber keine Handhabe dagegen. Die Trierer Frauenbeauftragte setzt nun auf soziale Hilfe für die Prostituierten.

Trier. "Unbegrenzt Spaß haben" für 119 Euro verspricht die Homepage des neuen Bordells in Trier-Nord. Das Flatrate-Angebot macht offenbar sogar den Freiern Sorgen: "Hi. Ich gehe aber mal davon aus, das ALLE Frauen es freiwillig tun. Also, dass im Poppstall weder Gewalt noch Zwangsprostitution, geschweige denn Menschenhandel umherschwebt. Denn die Preise sind Discountpreise, und so was hat leider auch oft Negatives anhaften", fragt ein Kunde unter dem Pseudonym "Busenwunder" im Gästebuch auf der Internetseite des Poppstalls. Die Antwort der Geschäftsführung: "Der Service wird mit den Damen abgesprochen, und ob die Frauen es freiwillig machen, fragst du sie doch einfach selbst. (…) Die Poppstall-Frauen machen das alle aus Lust und Spaß, sonst würde es das Geschäftsmodell nicht geben."
Trier landesweit vorne


Die Trierer Frauenbeauftragte zweifelt daran: Das Flat rate-Angebot sei menschenunwürdig, erklärt Angelika Winter in einer Pressemitteilung. Dazu komme, dass Trier "in Sachen Menge und Vielfältigkeit des Angebots an sexuellen Dienstleistungen" im Vergleich zu anderen Städten in Rheinland-Pfalz "mit an oberster Stelle steht". Das führe zu einem Konkurrenzkampf zwischen den Betrieben, der im Lohndumping ende. Die Stadt habe allerdings "kaum Handlungsmöglichkeiten" gegen das Flat rate-Bordell, bedauert Winter, eine ordnungs- und baurechtliche Prüfung habe in diese Hinsicht "ernüchternde Ergebnisse" gebracht. Winter will den Frauen daher anders zur Seite stehen: Die Stadt soll Beratungsstellen einrichten, um den Prostituierten bei Fragen zu Arbeitsrecht und Gesundheitsschutz zu helfen und sie gegebenenfalls auch beim Ausstieg aus dem Rotlichtmilieu zu unterstützen. Auch die Zusammenarbeit mit Freiern könnte dabei helfen, Auskünfte über die "tatsächlichen Arbeitsbedingungen der Sexarbeiterinnen zu erhalten", sagt Winter.
Die soziale Situation der Frauen und ihre Perspektiven sollen in das gesamtstädtische Konzept zur Prostitution mit einfließen, das der für Ordnung und Wirtschaft zuständige städtische Beigeordnete Thomas Egger bis zum Jahresanfang vorlegen will.
Aber auch der Gesetzgeber müsse beim Prostitutionsgesetz nachbessern, betont Winter. Die Trierer Bordelle würden im Internet öffentlich für Sex ohne Kondom werben. Im Gesundheits- und Jugendschutz werde hingegen seit Jahren mit hohem Engagement für sicheren Sex mit Kondomen plädiert. "Es ist grotesk, dass im Gewerbe der sexuellen Dienstleistungen dies untergraben werden darf und sogar ungeschützter Verkehr angepriesen wird", kritisiert Triers Frauenbeauftragte Winter.
Die Stadtverwaltung rechnet laut Doppelhaushalt 2013/14 übrigens mit jährlichen Einnahmen von 60 000 Euro aus der neuen Sexsteuer. Die städtische Abgabe ist seit dem 1. Oktober in Kraft. Beim Stadtratsbeschluss zur Einführung der neuen Steuer hatten die Grünen und die Linke gefordert, dass die Stadt mehr für die Sicherheit und Arbeitsumstände der Prostituierten tun müsse.
"Gewerbegebiet Frau? Prostitution in Trier" heißt eine Diskussionsveranstaltung von Terre des Femmes am Donnerstag, 18. Oktober, 18.30 Uhr, im Warsberger Hof. Sabrina Müller von der Beratungsstelle für Prostituierte und Migrantinnen in Saarbrücken und Dr. Hans-Heiner Kühne, Professor für Strafrecht an der Uni Trier, referieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort