Stadtrat macht Weg fürs Paulinus-Center frei

TRIER. Der Stadtrat hat den Weg frei gemacht für die so genannte Paulinus-Passage. Nach dem mit großer Mehrheit gefassten Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan kann Investor Trigon (Berlin) das Großprojekt in der City realisieren. Der Abriss der Ruinen von Paulinus-Druckerei und City-Parkhaus steht im Sommer auf dem Plan.

Die komfortable Mehrheit von CDU, SPD und UMB, mit der der Stadtrat dem Investor zum Baurecht verhalf, spiegelt in keiner Weise die vorangegangene hoch emotionale und kontroverse Diskussion wider. Zu den bekannten Aspekten, die seit Bekanntwerden der Trigon-Pläne im Herbst 2002 die Auseinandesetzung im Stadtrat prägten, hatte sich am Donnerstag noch ein weiterer gesellt. "Der Architektur- und Städtebau-Beirat legt Wert auf die Feststellung, dass er dem Projekt in dieser Form die Zustimmung verweigert", berichtete Baudezernent Peter Dietze aus der vorangegangenen Sitzung des Gremiums. Eingedenk des ebenfalls ablehnenden Votums des Ortsbeirats Trier-Mitte (der TV berichtete am 25. Januar) gingen die Grünen nun erst recht auf die Barrikaden. Diese Zweifel dürften nicht ignoriert werden, erklärte Dominik Heinrich und forderte die Stadtverwaltungs-Spitze auf, den städtebaulichen Vertrag mit Investor Trigon in der vorliegenden Form nicht zu unterzeichnen. Das Einkaufscenter nannte er ein "Ungetüm", die Hoffnung, der gesamte City-Einzelhandel werde davon profitieren, sei ein "selbstmörderischer Griff nach dem Strohhalm". Für die FDP lobte Karl-Josef Gilles die "bewundernswerte Standhaftigkeit" des Architektur- und Städtebaubeirates, verbunden mit der Hoffnung, "dass dessen Weigerung doch noch in irgendeiner Form Berücksichtigung findet". Ganz anders argumentierten die Befürworter. Gilbert Felten (CDU) sprach von einem "passablen und anziehenden Bauwerk", das die an die "grüne Wiese" verloren gegangene Kaufkraft in die City zurückhole. Rainer Lehnart (SPD) erklärte, namentlich seine Fraktion habe zu Nachbesserungen der ursprünglichen Planung beigetragen: Mohrs Gässchen (Privatweg der Vereinsbank) bleibt durchgehend geöffnet, Dachlandschaft neu geplant, Fassaden verändert und die Idee verworfen, die Metzelstraße in beiden Fahrtrichtungen als Bus-Trasse zu nutzen. Karl Lübeck (UBM) gab zu bedenken, eine weitere Verzögerung des Satzungsbeschlusses könnte die Realisierung des Projekts gefährden. Die Grünen ließen nicht locker. Dominik Heinrich kritisierte insbesondere die UBM ("Wenn man hinter ihre Heimatliebe-Phrasen schaut, dann entdeckt man - gar nichts"), Anja Matatko warf den beiden großen Fraktionen "ein seltsames Demokratieverständnis" und Verantwortungslosigkeit vor und brachte damit insbesondere SPD-Fraktionschef Friedel Jaeger auf die Palme: "Wir haben uns im Gegensatz zu ihnen nicht von Beginn an die Schmollecke zurückgezogen. Wir sind kompromisswillig und -fähig." Uneinigkeit auch unter Juristen: Die Bedenken der Liberalen-Vorfrau Stefanie Lejeune über den städtebaulichen Vertrag ("die Rechtsposition der Stadt ist sehr unzureichend gesichert") konterte Ulrich Dempfle (CDU) mit den Worten: "Ich weiß nicht, ob man als Justiz-Staatssekretärin noch so tief in der Materie drinsteckt." Zwei Kernpunkte des Vertrages: Auf dem Center-Gelände dürfen keine Parkplätze entstehen (Stellplatznachweis komplett im neuen City-Parkhaus), und der Investor muss für hohe Qualität bei Architektur und Innenausbau sorgen.Abrissbagger sollen im Sommer kommen

Und so geht es jetzt weiter in Sachen Paulinus-Passage. Investor Trigon will nach den Worten von Projektmanagerin Andrea Meyer nun den Bauantrag erarbeiten. Das Bauvorhaben soll im Sommer mit dem Abriss der Ex-Paulinus-Gebäude beginnen, gefolgt von der Ruine des alten Parkhauses. Anschließend untersuchen Archäologen des Rheinischen Landesmuseums das Baugelände. Erst dann folgt der Bau, der rund 20 Monate dauern soll. Als Eröffnungstermin des Einkaufscenters mit rund 15 000 Quadratmetern Verkaufsfläche (davon höchstens rund die Hälfte für großflächigen Einzelhandel) ist laut Projektmanagerin Meyer "Oktober 2007 angepeilt". Die Buchhandlung Interbook als "Zwischenmieter" will ihr Antiquariat bis kurz vor Beginn des Abrisses am alten Unternehmens-Standort in der Fleischstraße weiterbetreiben.

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