Stadtteil-Identität auf 640 Seiten

Kürenz mag für Nicht-Stadtteil-Bewohner ein Buch mit sieben Siegeln sein. Ab sofort ist Kürenz aber ein Stadtteil mit eigenem Buch, das Aufschluss gibt. Die Ortschronik, initiiert und herausgegeben von Hiltrud Holzberger, zeichnet in Beiträgen von 39 Autoren auf 640 Seiten ein umfassendes, aber immer noch nicht erschöpfendes Bild des 1930 eingemeindeten Trierer Stadtteils, von den Anfängen bis zur Gegenwart.

 Nach drei Jahren Arbeit kann die pensionierte Deutschlehrerin und passionierte Historikerin Hiltrud Holzberger die von ihr initiierte Kürenzer Ortschronik in Druckform vorstellen. TV-Foto: Cordula Fischer

Nach drei Jahren Arbeit kann die pensionierte Deutschlehrerin und passionierte Historikerin Hiltrud Holzberger die von ihr initiierte Kürenzer Ortschronik in Druckform vorstellen. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier-Kürenz. "Ich war selbst erstaunt, wie viele Themen und Geschichten es gibt. Und die gibt es, sie müssen nur ausgegraben werden", sagt Hiltrud Holzberger. Viele davon hat sie selbst aufgespürt und aufgeschrieben. Die pensionierte Deutsch-Lehrerin und Autorin unter anderem für das "Neue Trierische Jahrbuch" ist vor rund drei Jahren angetreten, eine Kürenzer Ortschronik zu schreiben. Nun ist sie ins Ziel eingelaufen, hat Sponsoren, Autoren, Unterstützer, einen Verlag und Themen gefunden. Nicht nur Nicht-Kürenzer lernen durch das umfangreiche Werk den Stadtteil kennen und mit anderen Augen zu sehen, auch für viele der 8700 Bewohner gibt es auf den 640 Seiten sicher bisher noch Ungewusstes zu entdecken.

Vom unbedeutenden landwirtschaftlich genutzten Flecken im Mittelalter erlangte Kürenz in Zeiten der Industrialisierung, durch Eisenbahn und Walzwerk Bedeutung, der Ort wuchs, Arbeitsplätze entstanden. "Gerade dadurch gibt es in Kürenz viel mehr Themen als in Weinorten im Trierer Land", sagt Reiner Nolden, Leiter des Trierer Stadtarchivs. Er beurteilte das entstandene Werk als "ganz hervorragend" und "schön produziertes Buch". Gerne habe er es als Herausgeber der Schriftenreihe "Ortschroniken im Trierer Land" als 49. Band in dieselbige aufgenommen.

Von Artikeln über Altkürenz und Neukürenz (Aveler Tal, Avelsbach und Grüneberg), über die Wohngebiete an der Kohlenstraße bis zum "Neuen Petrisberg", über soziale Einrichtungen, Ortsvereine und Kürenzer Biografien, einer Liste gefallener Soldaten und Zivilopfer beider Weltkriege bis hin zu Erzählungen und Gedichten bietet der Band einen reichen Fundus für Geschichts- und Gegenwarts-Interessierte, die auf der Suche sind nach mehr Kürenzer Identität, als den Stadtteil auf Verkehrsprobleme und enge Straßen zu reduzieren. "Ja, es gibt viele schöne Stellen in Kürenz", sagt Holzberger. Dennoch ist der Spagat gelungen, Probleme des Stadtteils nicht auszuklammern. Die Liste der 39 Beitrags-Lieferanten liest sich indes wie ein "Who's who" der Trier-affinen Autoren, die sich bereits in anderen Veröffentlichungen als Mitautoren oder durch eigene Publikationen einen Namen gemacht haben.

Das Buch "Kürenz - Chronik eines Stadtteils" ist im Kliomedia Verlag erschienen und zum Preis von 29,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

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