Starke Worte, harte Bandagen

In Trier ist die Entscheidung, die Antikenfestspiele 2009 zu kippen, wie eine politische Bombe eingeschlagen. Das Debakel um das einst bundesweit angesehene Festival dürfte reichlich Munition für den beginnenden Kommunalwahlkampf liefern.

 Julius Caesar (Jürgen-Christoph Kamcke) zeigt Marc Anton (Ralf Bauer, rechts) bei den Antikenfestspielen, wo es langgeht. Wer zeigt dem Stadtvorstand Wege aus der Misere? Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Julius Caesar (Jürgen-Christoph Kamcke) zeigt Marc Anton (Ralf Bauer, rechts) bei den Antikenfestspielen, wo es langgeht. Wer zeigt dem Stadtvorstand Wege aus der Misere? Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Nicht überraschend, dass allein CDU-Fraktionschef Bertrand Adams der späten Entscheidung seines Kulturdezernenten Ulrich Holkenbrink etwas Positives abgewinnen kann. "Mutig und sinnvoll" sei der Verzichts-Beschluss gewesen, nun gehe es darum, "in aller Ruhe für 2010 etwas Richtiges auf die Beine zu stellen". Die Schuldigen für das Scheitern der Festspiele hat Adams auch schon ausgemacht: Nach den "vielen Störfeuern, unter anderem von der Industrie- und Handelskammer", hätten die Festspiele 2009 "unter einem schlechten Stern gestanden."

Grüne und SPD nehmen hingegen Holkenbrink als Verantwortlichen unter Beschuss. Eine "Bankrott-Erklärung des Kulturdezernenten" hat SPD-Sprecher Peter Spang ausgemacht. Die "durch sein Missmanagement erzwungene Denkpause" müsse genutzt werden, für 2010 echte Festspiele vorzubereiten "statt eines provinziellen Programms". Andernfalls laufe man Gefahr, "auch noch die letzten Sponsoren zu verprellen". Die Kritiker der Festspielplanung 2009 hätten im Übrigen "nur offen ausgesprochen, was alle gedacht haben".

Mit dem Wettern allein wollen es die Sozialdemokraten nicht bewenden lassen: Für die nächste Stadtratssitzung am 16. Dezember hat man eine Aussprache beantragt.

Gerd Dahm von Bündnis 90/Die Grünen, der noch am Wochenende mit Holkenbrink zum Kultur-Austausch in der Partnerstadt Ascoli Piceno weilte, schlägt ebenfalls eine laute Trommel. Man habe es hier "mit dem extrem peinlichen Resultat eines mittlerweile ein Jahr andauernden Rumgeeieres des Kulturdezernenten" zu tun. Holkenbrink fehle es offenkundig "an Verve und Begeisterung für die Festspiele". Der Dezernent müsse sich nun "überlegen, ob er seinen Hut nimmt oder endlich seine Arbeit richtig macht". Die Grünen wollen bis zum Frühjahr nicht nur ein Programm für 2010 sehen, sondern ein umfassendes, längerfristiges Festspiel-Konzept.

UBM-Chef Manfred Maximini fühlt sich in seinen Mahnungen bestätigt. Seine Fraktion habe bereits im vergangenen Sommer angeregt, 2009 mit den Festspielen auszusetzen und sich mit ganzer Kraft auf 2010 zu konzentrieren. Nur so sei es möglich, für eine qualitative und finanzielle Absicherung zu sorgen. Maximinis Kritik: Die jetzige Absage komme "leider etwas spät, weil die Werbung bereits angelaufen ist."

FDP-Vormann Thomas Egger sieht in der Krise auch eine Chance: Das Aus für 2009 eröffne die Möglichkeit, "für 2010 und die Folgejahre echte Highlights zu setzen". Die Festspiele halten die Liberalen nach wie vor für eine sinnvolle Einrichtung. Sie könnten, so Egger, "ein ausgezeichnetes Produkt mit großer Strahlkraft für Trier sein - wenn man sie denn richtig macht". Die FDP plädiert dafür, die Festspiele nicht vom Theater abzukoppeln.

Keine dezidierten Aussagen der Fraktionen gibt es zu der Frage, warum sie die programmliche und finanzielle Festspielplanung im zuständigen Ausschuss und im Rat mit breiter Mehrheit noch vor wenigen Tagen abgesegnet hatten.

Die Industrie- und Handelskammer, deren offene Kritik den Stein ins Rollen gebracht hatte, hat unterdessen angekündigt, das Gespräch mit Oberbürgermeister Jensen zu suchen. Man stehe "für konstruktiven Dialog gerne zur Verfügung", versichert Hauptgeschäftsführer Arne Rössel.

Mehr zum Thema siehe Kultur Seite 23

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