Steile Karriere und dramatisches Ende

Einen ebenso informativen wie bewegenden Einblick ins Leben von Edith Piaf bot die Schauspielerin Ute Büttner einem begeisterten Publikum im Theater Petipa in Lorscheid. In Erzählungen, Anekdoten und Spielszenen, vor allem aber unvergesslichen Chansons ließ sie den "Spatz von Paris" lebendig werden.

 Einen bewegenden Einblick in das Leben Edith Piafs gewährten Ute Büttner (links), Gesang, und Claudia Hornbach, Akkordeon, mit deren legendären Chansons. TV-Foto: Anke Emmerling

Einen bewegenden Einblick in das Leben Edith Piafs gewährten Ute Büttner (links), Gesang, und Claudia Hornbach, Akkordeon, mit deren legendären Chansons. TV-Foto: Anke Emmerling

Lorscheid. Französisches Flair bezaubert im Theater Petipa in Lorscheid: Exklusiv für diesen Abend über Edith Piaf gibt es Wein von Gerard Depardieus Weingut in Anjou, stehen nostalgisches Mobiliar, Rosen und Weinkaraffe auf der Bühne. Dazwischen leuchtet das rote Akkordeon von Claudia Hornbach, das schon mit seinen ersten warmen Tönen die Sinne nach Paris entführt.Zierliche Frau mit kräftiger Stimme

Eine kräftige, etwas frech und sehr charmant klingende Stimme bahnt sich ihren Weg von hinten durchs Publikum. Sie gehört zu einer zierlichen Frau ganz in Schwarz, die mit dunklen Augen und lebhafter Gestik Temperament versprüht. Ute Büttner erinnert an den Typ von Edith Piaf, zeigt aber auf gewinnend natürlich-sympathische Art, dass sie keinerlei Versuch unternimmt, die von ihr an diesem Abend porträtierte Künstlerin zu kopieren. Stattdessen zeichnet sie in äußerst detaillierten Erzählungen und Spielszenen deren rastloses und tragisches Leben nach. Das begann 1915 in ärmlichen Verhältnissen, führte über eine Jugend zwischen Straße, Bordell und früher Mutterschaft zur Entdeckung durch einen Nachtclubbesitzer 1935, die den Grundstein zu einer kometenhaften Karriere legte. Büttner markiert deren Stationen mit sehr ausdrucksvoll gesungenen Chansons, und es wird deutlich, wie sehr die unsterblichen Lieder mit dem Leben Edith Piafs verwoben sind. Sie wurden ihr meist von Liebhabern auf den Leib geschrieben, von denen die Sängerin unzählige verschliss, darunter berühmte Namen wie Yves Montand. Die Suche nach der großen Liebe, die allerdings oft an der bedingungslosen Dominanz Piafs selbst scheiterte, arbeitet Ute Büttner als einen der Hauptantriebe der Sängerin heraus. Dabei wird deutlich, dass ausgerechnet tiefstes Leid kreative Höhepunkte schuf. Sehr bewegend intoniert Büttner das in einem unter die Haut gehenden melancholischen Sprechgesang mit deutscher Übersetzung: "Das Meer spült die Spur der Liebenden zurück ins Meer, es bleibt nichts mehr übrig." Nichts mehr übrig, so schildert es Büttner, blieb auch vom "Vie en rose", das Piaf mit der Liebe zum Boxer Marcel Cerdan gefunden zu haben schien, denn der starb auf dem Weg zu ihr bei einem Flugzeugabsturz. Ein dramatischer Wendepunkt, dem völlige Selbstzerstörung durch Alkohol und Drogen folgte. Dass Piafs künstlerischer Ausdruck gerade in dieser dunkelsten Zeit vor dem Ende ihres nur 48-jährigen Lebens von unglaublicher Intensität war, beweist Ute Büttner wieder mit einem Chanson. Und hier kommt sie dem Charisma des Originals sehr nahe.Erneute Aufführung am 3. Juni

Das in Deutsch "Ich hasse die Sonntage" lautende Lied schmettert sie entschlossen und fern allem Süßlich-Melodischen durch den Saal. Das klingt wie das Aufbäumen einer Kämpferin, der selbst der Tod nicht beikommen kann. Das Publikum spendet begeisterten Applaus, und danach folgt der einzig mögliche Schluss des bewegenden Programms: "Je ne regrette rien"."Edith Piaf - Ma vie" wird noch einmal am Sonntag, 3. Juni, um 19 Uhr aufgeführt.Ute Büttner und Claudia Hornbach gestalten auch das Programm "Im Dickicht des Suffs" im Rahmen des Wein- und Gourmet-Festivals am Samstag, 12. Mai, um 19.30 Uhr im Theater Petipa. Karten und Infos unter Telefon 06500/1301.

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