Steine zum Sprechen bringen

TRIER. (red) Vier Studierende aus vier Nationen bieten noch bis zum 19. August allen Besuchern des Trierer Doms kostenlose Führungen in ihrer Muttersprache an.

"Seit ich hier arbeite, merke ich, wie ich auch ganz persönlich immer stärker vom christlichen Glauben berührt werde", sagt Elisa Bruttini. Ihre drei Kolleginnen und Kollegen nicken zustimmend. Die vier jungen Leute sind Mitglieder der internationalen ökumenischen Studierendenorganisation ARC - "Accueil, Rencontre, Communauté", zu deutsch: "Empfang, Begegnung, Gemeinschaft". ARC entsendet jeden Sommer Gruppen von Studierenden in die berühmtesten Kathedralen Europas. Dort bringen sie den Touristen die Gotteshäuser unter geschichtlichen, kunsthistorischen und religiösen Aspekten näher. Im Trierer Dom sind derzeit jeweils dienstags bis samstags von 10.30 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 17 Uhr neben Elisa aus Italien noch Constanze Hager aus Deutschland, Yuri Herasimchyk aus Weißrussland und Shaun Larcom aus Australien im Einsatz."Wunderschöne Stadt mit freundlichen Menschen"

"Der Schwerpunkt der Führungen liegt auf der Vermittlung des Kirchenraumes und seiner Kunstwerke als Ausdruck des Glaubens", betont Andrea Riesbeck, Leiterin der Dominformation, die in diesem Jahr gemeinsam mit Prälat Franz Josef Gebert für die Organisation verantwortlich zeichnet. "Wir möchten versuchen, die Steine zum Sprechen zu bringen", sagt die 21-jährige Constanze. Und das scheine ihnen bisher sehr gut zu gelingen, wie die begeisterte Resonanz der zahllosen Touristen beweise. "Toll ist vor allem auch, dass sich die Menschen so bereitwillig auf ein echtes Gespräch mit uns einlassen", erzählt Shaun, während sein Kollege Yuri lediglich bedauert, "dass es dennoch immer mal wieder Dombesucher gibt, die nur relativ zögerlich auf uns zukommen. Vielleicht befürchten sie ja, sie müssten am Ende unserer Führung dann doch noch etwas bezahlen", lacht er. Am kontaktfreudigsten seien die Kinder, hat Constanze festgestellt: "Die kommen immer ganz offen auf uns zu und stellen die interessantesten Fragen." Generell verfolgt die ARC auch das Ziel, die Kontakte zwischen jungen Leuten verschiedener Nationen und Konfessionen zu fördern, indem sie für die Dauer ihrer Arbeit in den Kathedralen auch Wohnung und Gebet teilen. Gerade der religiöse Gesichtspunkt soll in diesem Jahr auch in Trier besonders gefördert werden. "Die ARC-Teilnehmer werden ganz konkret auch in die religiösen Aktivitäten des Doms miteingebunden", erläutert Andrea Riesbeck. So würden die Studierenden jeden Tag um 12.30 Uhr alle im Dom Anwesenden zu einem kurzen Mittagsgebet einladen. Darüber hinaus beteiligen sich die Studierenden auch am sonntäglichen Hochamt, wo sie jeweils die zweite Lesung übernehmen und in englischer Sprache vortragen werden. Die vier Studierenden wurden intensiv auf ihre Aufgaben vorbereitet von Domkustos Professor Franz Ronig, Prälat Franz Josef Gebert, Museumsdirektor Professor Winfried Weber und Domführerin Frankie Kann. "Es ist schon großartig, wie herzlich wir hier im Dom und generell in Trier aufgenommen worden sind", betont Constanze. Und auch Shaun meint: "Trier ist eine wunderschöne Stadt mit sehr vielen freundlichen Menschen." Am Empfangstisch im Dom weisen mehrsprachige Tafeln auf die Arbeit der Studierenden hin. Dort ist auch der Treffpunkt für die Führungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort