Sterbender Schwan im Theaterfieber

TRIER. Vorhang auf: Die derzeit vielleicht beliebteste, mit Sicherheit aber originellste Theatertruppe Triers gastiert derzeit in der Orangerie im Nells Park. Die Karnevalsgesellschaft "M'r wieweln noch en Zalawen" bittet zur Kappensitzung ins "Wieweler Theater".

 Für seine originellen Kostüme berüchtigt: Jürgen Jakobs als sterbender Schwan.

Für seine originellen Kostüme berüchtigt: Jürgen Jakobs als sterbender Schwan.

Foto: Foto: Inge Kreutz

Wenn Mephisto mit dem Herrn wettet, Faust zum Karnevalsprinzen zu machen, wenn Baron Münchhausen im Trierer Stadtvorstand keinen Job findet, weil die Posten für die, die nichts können, alle vergeben sind, und wenn der sterbende Schwan nicht an Vogelgrippe, sondern an Theaterfieber leidet, dann - ja dann ist Karneval bei den Wiewelern. Den Fastnachtern aus Zurlauben eilt seit Jahren der Ruf voraus, dass sie in der ersten karnevalistischen Liga mitsingen, -tanzen, -schauspielern und -kalauern. In diesem Jahr warten sie mit einem Programm auf, das über weite Strecken jeder Fernsehsitzung gut zu Gesicht stünde.Geradezu genial: Die Musik- und Tanztheatertruppe um Oliver Hoffmann und Josef Arweiler mit ihrer eigenwilligen Interpretation des "Faust": Mephisto gelingt es, den introvertierten Bücherwurm Faust zum Karnevalsprinzen zu machen. Doch dann kommt die Prinzessin abhanden: Als Faust mit Narrenkappe vor Gretchen erscheint, stürzt sie von der Bühne: "Heinrich, mir graut vor dir!"

Auf uneingeschränkte Begeisterung stieß dagegen die Aufmachung des für seine originellen Kostüme Marke Eigenbau berüchtigten Jürgen Jakobs: Das Wieweler Urgestein stieg als sterbender Schwan in die Bütt, selbstredend im aufwändigen Federkleid. Und mit der - ausgefeilter Technik zu vedankenden - Gabe, aus dem Hinterteil ebenso Dampf abzulassen wie mit Worten. Dabei hatte "Schwan" Jakobs die Mitglieder seines Ballett-Ensembles im Visier. "Schwitzfuß Matthias" zum Beispiel: "Der hat uns schon oft die Show verpatzt, weil er sich ständig an seinem Bürzel kratzt."

Kräftig austeilen - dieses Motto machten sich auch Gisela Bitdinger als unzufriedene Ehefrau und "Baron Münchhausen" Hans Karl Meunier zu eigen. Bitdinger mäkelte, in atemberaubenden Tempo singend, an ihrem Angetrauten (Claude Weber) herum, dass es eine Pracht war. Und Meunier ging mit den Trierer Bürgermeistern hart ins Gericht. Als er, der Nichtskönner Münchhausen, auf der Suche nach Arbeit bei OB Schröer vorstellig geworden sei, sei dieser die Dezernate durchgegangen: Bernarding, Horsch, Holkenbrink, Dietze. Schließlich habe er bedauernd abgewunken. ",Dat sind de Posten für e Mann, der rein goar neist kann. Und wie dir sieht´, sett hän zuletzt, ,sin se mit de richtije Leit besetzt'".

Mehr als fünf kurzweilige Stunden lang trug Theater-Intendant Manni Di Coppolo (Manfred Stehle) sämtliche Anmoderationen, zum Teil selbst gedichtet, auswendig vor - und gab dem geneigten Publikum wichtige Tipps für die Zeit nach Aschermittwoch mit auf den Weg: "Humor ist die Fähigkeit, heiter zu bleiben, wenn es ernst wird."

Auch die übrigen Rollen im Wieweler Theater sind exzellent besetzt: Adelskomödie: Stadtgarde Augusta Treverorum, Prinzenpaar Gabi und Niki, Solomariechen: Sandra Dalpke, Vortrag Diva und Tenor: Miriam Druckenmüller/Frank Schmidt, Vortrag Theaterbesucher: Oliver Hoffmann/Josef Arweiler, Improvisation: Melanie Münster/Manfred Stehle/ Hans Karl Meunier, Vortrag Tripps und Trilles: Jürgen Jakobs/Hans Karl Meunier, Tänze: Wieweler Garde/Showtanzgruppe/Gruppe WWW/Elferrat, Chor: "Duckentcher", Band: Sound Set; Nächste Sitzung: 25. Februar, 19 Uhr, Restkarten an der Abendkasse.

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