Stich für Stich handgenäht

TRIER. "Lange bevor ich erwachsen wurde, lehrte mich mein Teddybär, was Liebe wirklich heißt: nämlich da zu sein, wenn man gebraucht wird." Das sagte der amerikanische Spielzeug-Sammler Jim Nelson über die flauschigen Gefährten. Mehr als 100 Bären geben sich derzeit in einem der kleinen urigen alten Trierer Fischerhäuschen in der Bachstraße, gleich unterhalb der Trierer Martins-kirche, ein Stelldichein.

"Bären, Bilder & andere Geschichten" heißt der Titel der Ausstellung, die Gastgeberin Annelie Jonas mit originellen Bären-Aquarellen ergänzt. In dem Fischerhaus gibt es klitzekleine Bären, wuschelig große, welche mit traurigen, treuen großen Augen, herausgeputzte und kuschelig-knuddelige. Eines jedoch ist allen, so unterschiedlich sie auch aussehen mögen, gemeinsam: Sie sind Stich für Stich handgenäht und handentworfen. Es sieht ein wenig so aus, als seien sie aus einem Museum entlaufen und hätten in dem urigen Häuschen ein neues Zuhause gefunden.Kinderwelt aus längst vergangenen Tagen

Jedenfalls bis Ende Mai. So lange lädt die Trierer Aquarellkünstlerin Annelie Jonas jeden Donnerstag und Freitag von 14 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 18 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr ein, die liebevoll gestalteten Exemplare der beiden Teddybär-Macherinnen Ulrike Wingertszahn und Uschi Heiser, beide aus Schweich, inmitten einer Kinderwelt aus längst vergangenen Tagen zu bewundern. Man sieht es ihnen nicht an, aber so ein Teddybär macht richtig Arbeit. "14 bis 18 Stunden schneide und nähe ich an einem etwa handgroßen Bären", erzählt die zweifache Mutter Ulrike Wingertszahn. "Wenn ich dann ganz zum Schluss das Gesicht und die Augen nähe, dann ist es, als würde ich dem Kerlchen aus Mohair Leben einhauchen." Und Schwägerin Uschi Heiser bekennt: "Wenn so ein Bär gerade fertig geworden ist, dann könnte ich ihn für nichts auf der Welt gleich verkaufen. Er ist dann wie eines meiner eigenen Kinder." Die Bären in der Ausstellung sind allesamt aus reiner Mohairwolle, die langen, seidigen Haare der Angoraziege, die als besonders schmutzabweisend gelten. Die Füllung besteht aus veredelter Schafswolle, Edelstahl-, Glas- oder Kunststoffgranulat beschweren den Teddy, damit er auch gut sitzen kann. Und jeder Bär hält den Betrachter mit einem ganz eigenen Gesichtsausdruck gefangen. Ein Tipp noch: Viel Zeit sollten Besucher mitnehmen, vor allem, wenn sie Kinder dabei haben. Die wollen sich nämlich nicht so schnell von dem "Bärenhaus" im Schatten der Martinskirche verabschieden.

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