Stifter retten Skater

Trier · Eine Halle auf dem Werksgelände der Stadtwerke in Trier-West wird zur neuen Heimat der Trierer Skaterszene. In den nächsten Wochen sollen die Details für den Umbau ausgearbeitet werden. Die Herbert-und-Veronika-Reh-Stiftung übernimmt die Finanzierung.

 Auf den alten Betriebshof der Stadtwerke in Trier-West in der Eurener Straße soll das Projekt X umziehen. Damit die Skater die so gut wie leerstehende Halle nutzen können, sind umfangreiche Umbauten notwendig. TV-Foto: Friedemann Vetter

Auf den alten Betriebshof der Stadtwerke in Trier-West in der Eurener Straße soll das Projekt X umziehen. Damit die Skater die so gut wie leerstehende Halle nutzen können, sind umfangreiche Umbauten notwendig. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Sporthalle, Jugendkultur und Treffpunkt: In den vergangenen vier Jahren hat sich die Skatehalle Projekt X in der Aachener Straße in Trier-West zu einer Heimat für eine ganze Szene entwickelt. Besucher kommen von weit aus der Region, Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Stets hing allerdings das Damoklesschwert über dem Projekt X: Von Anfang an stand fest, dass die Skater die ehemalige Supermarkthalle nur übergangsweise nutzen dürfen. Der Mietvertrag mit der Stadt ist seit langem ausgelaufen, Halle und Gelände sollen zu einem modernen Wohn- und Gewerbegebiet entwickelt werden, um den Stadtteil voranzubringen.
20 Standorte geprüft


Rund 20 Alternativstandorte hatten Stadt und Skater in den vergangenen Jahren geprüft. Entweder waren sie zu teuer, die Lage ungeeignet, die Rollfläche zu klein, die Deckenhöhe zu niedrig. Im August 2012 kristallisierten sich zwei Hallen auf dem Gelände der Stadtwerke in Nähe der Eurener Straße heraus. In der Stadtratssitzung am Dienstag verkündete Jensen endlich die frohe Botschaft: Eine der Hallen steht als neuer Standort für das Projekt X fest (der TV berichtete, siehe Extra).
Möglich macht das die Herbert-und-Veronika-Reh Stiftung mit Sitz in Leiwen (Verbandsgemeinde Schweich). "Herr Jensen hat uns von dem Projekt überzeugt", sagt Veronika Reh. "Uns geht es dabei nicht nur um den sportlichen Aspekt, sondern auch um das Soziale: Die Jugendlichen können sich dort austoben - und kommen so vielleicht gar nicht erst auf den ein oder anderen dummen Gedanken", sagt die Stifterin. Wie hoch der Betrag sein wird, mit dem die Stiftung das Projekt unterstützt, steht noch nicht fest. "Wir haben uns die Halle angeschaut, es muss schon sehr viel gemacht werden. Was genau, werden wir sehen, wenn die Verantwortlichen dann ihre Hausaufgaben gemacht haben und die Pläne stehen."
Axel Reichertz, Hauptinitiator des Projekt X und Sprecher der Szene, ist begeistert: "Wir sind glücklich, mit den Stadtwerken, der Herbert-und-Veronika-Reh-Stiftung und Oberbürgermeister Jensen so starke Partner zu haben!" Jetzt müsse es an die konkrete Planung gehen, schließlich habe die Halle keinen Boden, es fehle an Strom, Wasser und Toiletten. Am liebsten würden die Skater auch das Außengelände rund um die Immobilie nutzen.
Workshops sparen Kosten


"Auch aus wirtschaftlichen Gründen", sagt Reichertz. Schließlich gehen im Sommer die aus den Halleneintrittsgeldern erzielten Einnahmen stets zurück, statt 4000 Euro sind dann nur rund 1000 Euro pro Monat in der Skaterkasse. "Wenn wir im Sommer draußen Feriencamps und Workshops anbieten können und während des Schuljahrs eventuell auch Schulsport, dann könnten wir die fertige Halle kostenneutral betreiben - ohne Zuschüsse der Stadt", glaubt Reichertz.
Einen nennenswerten finanziellen Beitrag zur Finanzierung des Umbaus könne das Projekt X zwar nicht beisteuern. "Aber wir bringen die Einbauten, das Know-how und Erfahrung mit - Stiftung und Stadt können sich sicher sein, dass unser Projekt Hand und Fuß hat und funktionieren wird."
Ob das Projekt X tatsächlich um ein Außengelände erweitert werden kann, ist allerdings noch offen. "In die Detailplanung geht es in den nächsten Wochen", erklärt Rathaus-Pressesprecher Ralf Frühauf auf TV-Anfrage. "Wenn wir zum Start der Saison im Herbst nächsten Jahres umgezogen sein könnten, wäre das schon toll!", sagt Reichertz.Meinung

Glanzleistung!
Endlich scheint die Zukunft des Projekts X gesichert! Was der Sport-, Jugend- und Sozialdezernentin Angelika Birk nicht gelungen ist, hat Oberbürgermeister Klaus Jensen geschafft: Die Herbert-und-Veronika-Reh-Stiftung rettet die Skatehalle. Dabei wollten die Stifter dem Vernehmen nach eigentlich lieber einen Neubau, und vom Stadtteil Trier-West waren sie auch nicht gerade begeistert. Dem integrativen und vermittelnden Talent Jensens - das ihm manchmal als zu wenig "durchgreifend" angekreidet wird - ist der Erfolg zu verdanken. Und zwar in dreifacher Hinsicht: In Trier-West wird bestehende Bausubstanz aufgewertet und belebt, in der Aachener Straße kann es mit der Entwicklung des Problemstadtteils weitergehen und Trier behält eins seiner wichtigsten Jugendprojekte - das seinen Betrieb im Gegensatz zu allen anderen so gut wie selbst finanziert. c.wolff@volksfreund.deExtra

Die als neue Heimat für das Projekt X vorgesehene Halle liegt auf dem Werksgelände der Stadtwerke an der Eurener Straße. Es handelt sich dabei um die vordere der beiden dortigen Hallen. Sie verfügt über eine potenzielle Trainingsfläche von rund 2330 Quadratmetern. Nach einer Berechnung der Stadtverwaltung vom August 2012 wären für den Umbau der Werkshalle in eine Sporthalle bis zu 450 000 Euro nötig. woc

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