Stille Nacht, aber keine einsame Nacht

Stramm auf die 50 zu geht die "Offene Tür an Heiligabend", die seit nunmehr 47 Jahren im Kolpinghaus Warsbergerhof für alleinstehende, alte und einsame Menschen veranstaltet wird.

Trier. (LH) "Gut, dass es nicht so kalt ist wie vor Jahren", sagt ein alleinstehender Mann, als er das Kolpinghaus Warsbergerhof betritt, um an der traditionellen Feierstunde am Heiligabend teilzunehmen. Er denkt schon an die Stunden nach der Feier, wenn er die warme Stube wieder verlassen wird.

Schnell füllt sich der Saal mit Menschen jeden Alters, von ganz jung bis schon älter. Alle Gäste eint ein Schicksal: Ohne in dieser Runde zusammen zu sein, müssten sie Heiligabend wohl oder übel alleine verbringen. Kaffee, Christstollen und andere süße Sachen gibt es zur Einstimmung auf die Feierstunde. Derweil stecken Dirk Pöler und Sonja Kastrati in der Küche mitten in ihren Vorbereitungen, um den Festtagsschmaus auf den Herd zu bringen. Einen Zwiebelrostbraten gebe es, dazu Spätzle, Kartoffeln, feines Gemüse und oben drauf eine Nachspeise, lässt sich der Koch verbal in die Töpfe schauen. Etliche Helfer flitzen umher, um die Gäste zu bedienen. "Unheimlich viel Spaß" habe es schon letztes Jahr gemacht, sagt Sabine Altringer (21), und daher sei sie auch diesmal dabei. "Man hat so einfach mehr von Weihnachten", sagt die Triererin, die in Köln studiert.

Guter Nachfolger für die Organisation



Definitiv zum letzten Mal hat Therese Weindl (79), der gute, treue Geist der Offenen Tür im Kolpinghaus, die Veranstaltung vorbereitet. Da ihr das Anliegen mit den Jahren so ans Herz gewachsen sei, habe sie die Organisation nur abgeben können, wenn sie die Offene Tür in guten Händen wisse. Das sei jetzt der Fall. Mit Bernd Koch (62) habe sie einen guten Nachfolger gefunden, freut sich Therese Weindl. Koch ist gebürtiger Rheinländer, wohnt aber schon seit Jahrzehnten in Trier. Er freue sich über die Aufgabe, mit Kolpingwerk, Caritas-Verband und Pfarrei Liebfrauen für eine kontinuierliche Fortentwicklung zu sorgen. Auf einen großen Stamm von Mehrjahres-Helfern, darunter auch Ordensschwestern von den Borromäerinnen und Heiliggeist-Schwestern, kann Koch auch weiterhin zählen. Kurzfristig erkrankte die für die musikalische Begleitung vorgesehene Pianistin und Sängerin, so dass die Gäste mit Weihnachtsmusik aus der Konserve vorlieb nehmen mussten. Nicht vom Band, sondern persönlich zugegen war Prälat Franz Josef Gebert, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes, der den Gästen Mut zusprach ohne zu verkennen, dass es viele der Anwesenden nicht einfach haben und sich benachteiligt und zurückgesetzt fühlen. Gerade die Botschaft von Weihnachten mache deutlich, dass das Sanfte und Gute seinen eigenen Platz in der Welt durch das Handeln Gottes habe.

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