Stimmverbrecher

TRIER. (ae) Als "Stimmverbrecher" im Sechserpack präsentierte sich die Bayreuther A-cappella-Gruppe Six Pack mit ihrem Programm "15 Jahre Sing Sing" in der Tufa. Mit einem Feuerwerk an Blödelei, vor allem aber stimmlich glänzenden Interpretationen von Pop über Rock, Schlager und Volkslied bis hin zur Opernarie brachte sie das Publikum zum Toben.

Six Pack feiert ein denkwürdiges Jubiläum: 15 Jahre Stimmhaft! Anlässlich dessen haben die sechs für unangemeldete Gesangsdemonstrationen oder rhythmische Verfehlungen einsitzenden Freisänger beschlossen, im Knast richtig einen draufzumachen. Der ist kurzfristig auf die Tufa-Bühne verlegt worden. Brav sorgen die stimmschweren Jungs mit den gestreiften Sträflingskappen und langen Schrubbern dort erst mal für Sauberkeit. Auch musikalisch, denn aus "Ghostbusters" wird "Wen ruft ihr an? Raumpfleger!" Das Publikum stimmt zwischen heftigen Zwerchfelleruptionen ein, die aber schon beim folgenden Mummen-, pardon Mumienschanz überhand nehmen. Beim Küchendienst verwandeln sich die Knast-Sänger per Geschirrtuch in Ramses ("Ram´ses mal weg"), und das Lied von Pontifars Frau "ägypt´n" Sinn. Mit Wort- und Kostümspielchen ziehen Peter Martin Jacob, Bernd Esser, Markus Kopschitz, Johannes W. Betz, Lars Kienle und Markus Burucker einen roten Faden durch ein buntes Programm, das Boygroups mit begleitendem "Kreischometer" genauso aufs Korn nimmt wie die Stripper der Chippendales: "Jungs, lasst alles raushängen!" Bei aller Komik begeistern die sechs mit musikalischem Können. Keine Stilrichtung, die sie nicht gnadenlos gut umsetzen würden, ob Pop, Reggae ("Wo kommt der eigentlich her? Ja mai, ka Ahnung!") oder Hardrock. In ACDCs "Highway to Hell" formen die Stimmen Schlagzeug, Bass und peitschende Gitarrensounds, dazu gibt´s eine furiose Bühnenshow. Konkurrenz für die Operndiva

Zum Kufsteinlied klingen vermeintlich Kuhglocken aus den Mündern. Ravels Bolero wird aus Tierstimmen geformt und zwar als schweißtreibender, aber allenfalls zum Nasenbohren anregender Langweiler charakterisiert. Als man sich gerade überlegt, ob das alles Käse ist, schießt das Lied von Bernd, der so klein ist, dass er einen Tilsitter braucht, den Vogel ab. Mit einer Arie aus Carmen macht Bernd Esser, der kleinste, aber dafür mit der höchsten Stimme gesegnete Sänger, jeder Operndiva Konkurrenz. Nach einem Abend, der gesanglich auch noch mit Stargästen wie Elvis oder John Lennon aufwartet oder mit "Westernraten" neue Beschäftigungsmöglichkeiten beim Hofgang erschließt, plötzlich der Schock: Die sechs erhalten ihre Entlassungspapiere! Aus mit Six-, jetzt nur noch Zwiep(b)ack? Nein, denn die Wiedervereinigung folgt bei "Marmor, Stein und Eisen bricht". Und nicht nur sie, sondern auch die vom Publikum beklatschte Option zu Verlängerung der Stimmhaft auf weitere fünfzehn Jahre.

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