"Stinkzüge" verärgern Ehranger

230 Züge passieren im Laufe von 24 Stunden die Moselstrecke zwischen Ehrang und Quint, davon mehr als ein Drittel in der Nacht. Die Anwohner der Ehranger Kapellenstraße klagen unter Lärm, unerklärlichem Gestank - und umher- fliegenden Gegenständen, die in ihren Gärten landen.

 „Wenn er wenigstens aus Gold gewesen wäre“, zeigen die Anwohner der Kapellenstraße Galgenhumor angesichts des Sieben-Kilo-Eisenbremsklotzes, der Hildegard Schäfer (Zweite von rechts)vom Zug in den Garten flog. TV-Foto: Gabriela Böhm

„Wenn er wenigstens aus Gold gewesen wäre“, zeigen die Anwohner der Kapellenstraße Galgenhumor angesichts des Sieben-Kilo-Eisenbremsklotzes, der Hildegard Schäfer (Zweite von rechts)vom Zug in den Garten flog. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier-Ehrang. Coladosen, Flaschen, Unrat aller Art finden, die Anwohner der Kapellenstraße in Ehrang immer wieder in ihren Gärten, die unmittelbar an der Bahn-Moselstrecke liegen. Der Dreck rührt her von vorbeifahrenden Zügen sowie gedankenlosen Zeitgenossen, die den Müll bei voller Fahrt hinauswerfen. Anliegerin Hildegard Schäfer flog gar ein sieben Kilo schwerer Eisen-Bremsklotz wie ein Geschoss in ihren Garten - glücklicherweise wurde sie nicht getroffen."Wir können keine Aufpasser stellen"

Bahn-Sprecher Bernd Ronerkamp verweist auf die Verbote, etwas herauszuwerfen, sowie auf die zunehmend geschlossenen Triebwagen. Allerdings: "Nur jeder vierte Zug im Regionalverkehr hat einen Begleiter, wir können keine Aufpasser stellen." Den Anwohnern reicht es nun. Das Fass zum Überlaufen brachte die brennende Elektrolok hinter ihren Grundstücken vor Kurzem. Hinzu kommen massive Beeinträchtigungen durch laute Fahrgeräusche sowie unerklärliche, beißende Geruchsemissionen ("wie Kabelbrand"), die manche Züge hinterließen und sogar zu Atembeschwerden führten. "Am Unerträglichsten ist es nachts, da fahren die meisten Stinkzüge!", empören sich Annemarie und Reinhard Simon. Außerdem liege über dem ganzen Straßenzug ein rostähnlicher, gelb-brauner Belag, der selbst von Profis kostenaufwändig kaum entfernt werden könne. "Die Bahn ist kein guter Nachbar", ärgert sich Reinhard Simon. Eine Interessengemeinschaft der Anlieger fordert nun einen Schutzwall zwischen Quint und Ehrang. Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht, ergab die TV-Anfrage. Die Moselstrecke zwischen Ehrang und Quint sei im Lärmsanierungsplan des Bundes enthalten, für den voraussichtlich 100 Millionen Euro 2007 vorgesehen seien, so Ronerkamp. Er rechnet damit, dass bis 2010 Schallschutzmaßnahmen realisiert werden, die eine Schutzwand und bei Erforderlichkeit weitere Maßnahmen wie Schallschutzfenster vorsehe. Umrüstung der Güterzüge ist vorgesehen

Derzeit liefen schalltechnische Untersuchungen und Grenzwertberechnungen. Der Lärmsanierungsplan sehe eine Umrüstung von Güterzügen mit lärmarmen Bremsen vor. Bei Lärm- und Geruchsbelästigungen sei die Bahn auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Denn "schwarze Schafe" seien unter den rund 200 Bestellern, die außer der Bahn bundesweit die Schienen nutzen, nicht auszuschließen. Bahn hat Beschwerde-Hotline

Die Bahn könne den Zug ermitteln, der für Lärm oder Gestank verantwortlich war. "Beschwerden unter der Hotline 01805-194195 (bei regionalen Zügen die 1 zuvor eingeben) und der E-Mailadresse des Regionalen Ansprechpartners Nahverkehr ( www.ran.suedwest@bahn.de) gehen wir gerne auf den Grund", so Ronerkamp.

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