Straße verschönert, Geschäftsmann pleite?

Jahrzehntelang forderten die Eurener eine neue Straße durch ihren Ortskern. Jetzt steht sie nach monatelangen Bauarbeiten, Sperrungen und Umleitungen mitten im Ort kurz vor der Fertigstellung - allerhöchste Zeit für die Geschäftsleute, die deutliche finanzielle Einbußen beklagen.

 Letzte Hand legen Bauarbeiter in der Eurener Straße an. Sie soll ab 14. Juli durchgängig von der Ludwig-Steinbach-Straße bis Eisenbahnstraße befahrbar sein. TV-Foto: Gabriela Böhm

Letzte Hand legen Bauarbeiter in der Eurener Straße an. Sie soll ab 14. Juli durchgängig von der Ludwig-Steinbach-Straße bis Eisenbahnstraße befahrbar sein. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier-Euren. "Wir wussten ja von Anfang an, dass wir die Straße nicht zum Nulltarif bekommen würden", versichert Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz. Die monatelangen Bauarbeiten in der Eurener Straße, die letzte Woche zwischen Eisenbahnstraße und Ludwig-Steinbach-Straße voll gesperrt war, haben Schmitz nach eigenen Angaben einen "Dauereinsatz" beschert. "April und Mai waren es 16 Termine, im Juni acht", zählt er auf. Dabei sei es immer wieder um die Bauarbeiten in der Straße gegangen und um Anwohnerbeschwerden, die sich beispielsweise über einen Haltestellenstandort, die Nichterreichbarkeit von Parkplätzen oder Schäden an ihren Gebäuden geärgert hätten. Die Wut eines Geschäftsmannes sei in dem Anbringen eines Schilds "ground zero" an seinem Bauzaun gegipfelt - Schmitz macht keinen Hehl daraus, was er davon hält. Zudem wurden weitere Abstimmungsgespräche mit der Verwaltung erforderlich, weil der Ortsbeirat im Zuge der Straßenerneuerung die Möglichkeit sieht, den "Dorfplatz" an der Numerianstraße auszubauen.Um den letzten Fahrbahnbelag aufzubringen, war der Ortskern vergangene Woche für den gesamten Fahrzeugverkehr gesperrt. Dem- entsprechend ruhig ging es bis auf den Baustellenverkehr zu. Das Bekleidungs-Geschäft "Jackies Fashion" blieb mit Hinweis auf die Bauarbeiten für drei Tage ganz geschlossen. Wenig Betrieb auch beim Eiscafé, dessen Inhaber Domenico Rigoni trotz "weniger Laufkundschaft" einen fröhlich-zufriedenen Eindruck hinterlässt. "Die Straße hat sich gut entwickelt, sie sieht super aus!", freut er sich. Jetzt hat das Eiscafé schmucke 32 Außensitzplätze. Keine Kunden, dafür spürbare finanzielle Einbußen über viele Monate beklagt ein Geschäftsmann, der anonym bleiben will. "Die Stadt interessiert es ja nicht, wie es uns finanziell während der Bauarbeiten geht. Ich muss wesentlich kürzertreten. " Wie Schmitz will er beobachtet haben, dass bei Bauarbeiten geschlampt wurde. Zudem sei ein Stück Bürgersteig "wieder herausgerissen" worden, angeblich, weil er sich durch die umgeleiteten Busse gesenkt habe. "Ich habe die Arbeiten hingenommen und mich nie groß beschwert", sagt der Geschäftsmann. Aber die viertägige Vollsperrung sei schon "happig". Versöhnliche Töne schlägt Tom Loch, Inhaber des Friseursalons "Kopfart", an. Durchgetrennte Telefonkabel, massive Erschütterungen und ein Lärm, der die Kommunikation mit den Kunden fast unmöglich gemacht hätten, seien schon schlimm gewesen. "Aber wir haben gewonnen", schaut er voraus. Auch er spricht von finanziellen Einbußen und ausbleibenden Laufkunden. "Es wird Zeit, dass es wieder los- geht!" Für die Bauarbeiter hat er dennoch ausdrückliches Lob parat. Dem schließt sich Hans Karl Fassmann, Inhaber des Lotto- und Postgeschäfts, an. "Die Leute waren kooperativ, wir kamen sehr gut mit denen aus. " Insbesondere sein Hauptpotenzial, die Post-Kunden aus dem Industriegebiet, seien wegen der Verkehrsbehinderungen ausgeblieben und hätten zu finanziellen Einbußen geführt. Auch seine Kunden lobten, "was habt Ihr jetzt eine schöne Straße. Aber was nutzt das, wenn ich pleite bin?", fragt er. Zumindest im Ortskern soll ab 14. Juli Normalität einkehren, wenn die Straße zwischen Eisenbahn- und Ludwig-Steinbach-Straße wieder frei ist.

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