Straße mit Potenzial für Gründer

TRIER-SÜD. Bäcker, Reinigung und Frisör: Die Einzelhändler in der verkehrsreichen Saarstraße können nicht mit der Innenstadt konkurrieren. Doch neben der Nahversorgung für den Stadtteil bieten die kleinen Verkaufsflächen in den unteren Etagen der Gründerzeit-Häuser Existenzgründern mit ungewöhnlichen Geschäftsideen eine Chance.

"Ich wusste nicht, wie die Leute auf meine ausgefallene Ware reagieren", erklärt Inhaberin Narcisse Weiss, wieso sie im Mai 2004 als Standort für ihren Laden "Narcisse & Dominique" die Saarstraße gewählt hat. Ihre Halsketten, Ohrringe, Ringe und trendigen Taschen sind alles Einzelstücke und begeistern die meist weiblichen Kunden mit ungewöhnlichen Details. Der Test ist gelungen: "Es läuft sehr gut. Wir planen daher, im nächsten Jahr unseren Laden in die Innenstadt zu verlegen." Die aus Südamerika stammende Frau hat lange in New York gelebt, kann auf persönliche Kontakte zu Schmuck- und Taschen-Designern in den USA zurückgreifen und so ihr Sortiment mit den neuen Trends aus der Modebranche zusammenstellen.Ganz anders als in der Fußgängerzone

Auf Gegenstände, die längst aus der Mode sind, und auf Kunden, für die gerade dies den Charme ausmacht, setzen dagegen die ebenfalls neu eröffneten Läden "Kunst und Krempel" und "Chez Sabine." Diese Läden reihen sich an alteingesessenen Fachhandel, an Bäcker, Apotheke, Reinigung und Discounter, Frisöre, Versicherungen, eine Videothek und Fingernagelstudios. "Das alles finden sie in der Fußgängerzone nicht - und das ist das Gute daran", weiß Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch. Mit Buddha-Figuren, Klangschalen, indischen Stoffen und Räucherstäbchen versucht Markus Koster seit Mai 2004 in der unteren Saarstraße Kasse zu machen. "Von der Miete her war die Saarstraße am machbarsten", erklärt der Inhaber von "Kanjur". "Aller Anfang ist schwer", sagt er. "Entweder es klappt, oder nicht. Das kann ich erst in zwei Jahren sagen." "Ich prophezeie, dass in der Saarstraße das ein oder andere Ladenlokal verschwinden wird. Aber für Existenzgründer sind die Ladenflächen hier sehr interessant", sagt Christiane Horsch. Jedoch müssten einige Eigentümer investieren, um als Vermieter den gestiegenen Ansprüchen der Einzelhändler mit sanitären Einrichtungen oder hellen Räumen gerecht zu werden. Die Zukunft der Saarstraße sieht die Wirtschaftsdezernentin in einer attraktiven Mischung aus Nahversorgung und Gastronomie und Angeboten, die auf die Wohnbevölkerung in Trier-Süd zugeschnitten ist, die überdurchschnittlich viele Studenten aufweist. Von den 92 Geschäften in der Saarstraße stehen aktuell neun Geschäfte leer. "Dies sind weniger als zehn Prozent, und damit hat die Saarstraße weniger Leerstand als andere Straßen", bewertet Wirtschaftsdezernentin Horsch die aktuellen Zahlen. Als Zufahrtsstraße sei die Saarstraße wie die Paulinstraße eher eine Versorgungsstraße als eine klassische Einkaufsstraße. Über erste Ergebnisse als "Neuankömmling" in der Saarstraße kann Maria Zink berichten.Einzelhändler wollen sich zusammenschließen

Im Juni 2003 eröffnete sie in der Saarstraße "Maria's Kaffeestübchen". "Es läuft ganz gut. Ich kann nicht klagen", sagt die 44-jährige Existenzgründerin, die bereits ab 6 Uhr Frühstück auch nach individuellen Wünschen und einen preiswerten Mittagstisch bietet. Sie will sich nun mit den anderen Einzelhändlern in der unteren Saarstraße stärker zusammenschließen und denkt über gemeinsame Aktionen nach. "Als erstes wollen wir vielleicht unsere Läden in der Weihnachtszeit einheitlich schmücken."

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