Streit um Verkehrssicherheit

KÜRENZ. Dass täglich hunderte Passanten die Fußgängerbrücke in der Kohlenstraße unterlaufen, ist kein wirklich neues Phänomen. Doch jetzt fordert Landtagspräsident Christoph Grimm (SPD), die Passanten durch bauliche Maßnahmen am ebenerdigen Queren der viel befahrenen Straße zu hindern. Auch die Polizei spricht von einer "Gefahrenstelle".

 Schnelligkeit statt Sicherheit: Viele Passanten, vor allem Studierende, queren täglich die Kohlenstraße unterhalb der Fußgängerbrücke. Foto: Marcus Stölb

Schnelligkeit statt Sicherheit: Viele Passanten, vor allem Studierende, queren täglich die Kohlenstraße unterhalb der Fußgängerbrücke. Foto: Marcus Stölb

Zwei Tote, vier Schwer- und vier Leichtverletzte - das ist die Bilanz von insgesamt acht Verkehrsunfällen, die sich zwischen 1978 und 1982 in der Kohlenstraße in Höhe der Universität ereigneten. Zebrastreifen samt Querungshilfe hatten nicht verhindern können, dass es wiederholt zu Unglücken kam. So wuchs der Druck auf die Politik, an gleicher Stelle eine Fußgängerbrücke zu bauen. Gefordert, geprüft, gebaut: Seit 1986 verbindet das Bauwerk beide Seiten der Kohlenstraße und ermöglicht so Passanten, die viel befahrene Trasse in luftiger Höhe sicher zu queren. Doch nur die Wenigsten machen von dieser Möglichkeit Gebrauch; von Beginn an hatte die Brücke ein Akzeptanzproblem. Hundertschaften von Studierenden laufen täglich unter der Brücke hindurch, eilen auf dem schnellsten und bequemsten Weg zur Bushaltestelle in Richtung Talstadt. Doch es sind auch viele ältere Anwohner aus dem Weidengraben, die - mit dem Bus aus dem Zentrum kommend - die Kohlenstraße ebenerdig queren. Das Phänomen ist so alt wie das Bauwerk, doch jetzt schlägt der Landtagspräsident und Tarforster Bürger Christoph Grimm Alarm: Es sei "nur eine Frage der Zeit", bis etwas passiere, befürchtet der Sozialdemokrat und verweist auf die Situation vor allem in den Abendstunden: "Wegen mangelnder Ausleuchtung sind die Autofahrer - oft sehr plötzlich - mit Personen konfrontiert, die aus der Dunkelheit auf die Fahrbahn treten", schildert Grimm nicht nur seine Beobachtungen.Stadt lehnt Baumaßnahmen ab

Tatsächlich hält auch Polizeipräsident Manfred Bitter den Bereich Fußgängerbrücke für eine "Gefahrenstelle". Diese sollte durch "gezielte, fußgängerbezogene bauliche Maßnahmen entschärft werden", fordert Bitter in einem Schreiben an Grimm, das dem TV vorliegt. "Abgitterungen, Absperrungen und Absperrzäune" müssten die Fußgänger "zwangsläufig auf die Fußgängerbrücke leiten", verlangen Polizei- und Landtagspräsident unisono. Dass derweil Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Fußgängern zumindest in den letzten vier Jahren nicht registriert wurden, erklärt sich Bitter mit "glücklichen Umständen": Autofahrer könnten einen Zusammenprall mit querenden Fußgängern oft nur "durch riskante Bremsmanöver verhindern". Tatsächlich passieren viele PKW diesen Bereich bereits mit erheblich gedrosselter Geschwindigkeit, weil die Autofahrer um die Gefahr wissen. Die Stadt lehnt unterdessen bauliche Maßnahmen ab: "Ein ebenerdiges Queren der Kohlenstraße könnte an dieser Stelle nur durch aufwändige und kostenintensive bauliche Maßnahmen verhindert werden", so Pressesprecher Ralf Frühauf auf TV-Anfrage. Weil eine absolut sichere Querungsmöglichkeit vorhanden sei, bestehe für solche Maßnahmen keine Rechtfertigung. Grimm hält "diese Position in hohem Maße für verantwortungslos".

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