Streitbar für die Grafschaft

FEYEN-WEISMARK. "Ich lasse ungern andere alles für mich machen", sagt Karl Kufferath-Sieberin. Den impulsiven einstigen Stuttgarter hat es auf die Grafschaft verschlagen, wo er seinen Stadtteil aktiv mitgestaltet.

 Macht den Mund auf, wenn ihm in seinem Stadtteil Feyen-Weismark etwas nicht passt: Karl Kufferath-Sieberin. Foto: Jutta Edinger

Macht den Mund auf, wenn ihm in seinem Stadtteil Feyen-Weismark etwas nicht passt: Karl Kufferath-Sieberin. Foto: Jutta Edinger

Karl Kufferath-Sieberin (43) lebt mit seiner Frau Bettina und den Kindern Andrea (12), Julian (9), Lars (6) "Auf der Grafschaft". Für den Zugezogenen mit dem vom Vater stammenden komplizierten Namen ist das früher als Streuobstwiese genutzte Gebiet zwischen der Neuen Pellinger und dem Römersprudel "das schönste Wohngebiet in Trier". "Wir wohnen auf dem Trierer Sonnenhang", sagt er und genießt die Lage am Hang mit der guten Aussicht auf die Mosel und den Markusberg. Dennoch ist für ihn im Stadtteil nicht alles eitel Sonnenschein. Denn "Charly", wie ihn Bekannte nennen, hält sich mit Kritik nicht zurück. "Ich sage gern meine Meinung", gesteht der in Stuttgart aufgewachsene Schwabe und schiebt schnell ein "leider viel zu oft" hinterher. Seinen Mund aufgemacht hat der gelernte Lebensmittelingenieur, der heute als Versicherungsfachmann arbeitet, auch, als die Bürger seines Stadtteil Feyen-Weismark aufgerufen waren, sich an dem Bürgergutachten zu beteiligen. In der Arbeitsgruppe "Verkehr" kritisierte er 1998 zusammen mit anderen aus dem Stadtteil unter anderem die Einmündung der "Pellinger" in die Uferstraße und schlug einen Kreisverkehr am Mattheiser Weiher vor. Doch wenn er heute auf das Bürgergutachten und den Stadtteilrahmenplan blickt, ist Kufferath-Sieberin enttäuscht. "Ich habe nicht den Eindruck, dass die Lokalpolitik ernsthaft daran interessiert ist, den Dialog mit den Bürgern weiterzuführen." Sein Beleg: Die Pläne für den Handwerkerpark sind weitergelaufen, obwohl die am Bürgergutachten Beteiligten das Truppengelände der ehemaligen französischen Kaserne Castelnau als Standort für den Handwerkerpark ablehnten. Auch mit den Gebäuden im "Kasernendreieck" zwischen Zum Pfahlweiher und der Pellinger Straße hatten die Bürger andere Vorstellungen als die Stadt. In der geografischen Mitte des Stadtteils wünschten sie sich das bislang fehlende Ortszentrum mit einem Lebensmittelladen, einer Kneipe, einer Postagentur, einem Arzt und einer Apotheke. Grafschafter Maulwurf

Doch ganz lässt sich der seit zehn Jahren in Trier wohnende Schwabe nicht entmutigen. Bei der letzten Kommunalwahl kandidierte er auf der Liste der Grünen ("für mich die einzige Oppositionspartei in Trier") für den Ortsbeirat. Einen erneuten Versuch schließt der Versicherungsfachmann, der nicht an feste Arbeitszeiten gebunden ist, nicht aus. Der engagierte Mitbürger wäre nicht er selbst, wenn er nur seinen privaten Garten pflegen würde. Stattdessen verwandelt er sich regelmäßig in einen "Grafschafter Maulwurf". So nennen sich die Hobbygärtner, die mit Pflanzschaufel und Rindenmulch den Grafschafter Stadtgarten aus dem Dornröschenschlaf wecken.

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