Studium ist kein Privatvergnügen

Steht die Finanzierung von Hochschulbildung in öffentlicher Verantwortung oder ist es ein Privatinteresse, das auch ebenso finanziert werden sollte? Das Referat Hochschulpolitik lud Experten aus Politik, Hochschule und Wirtschaft zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Kein Geld für Bildung?!" ein.

Trier. (cofi) "In letzter Zeit gab es viele Debatten um Studienreformen. In deren Mittelpunkt stand aber selten die Finanzierung von Hochschulbildung", sagt Simon Sattmann vom Referat für Hochschulpolitik des Asta der Uni Trier. Deshalb sollten bei einer Diskussion Meinungen zu Modellen der Bildungsfinanzierung besprochen werden. Ob Hochschulpakt 2020, Exzellenz-Initiative, Föderalismusreform oder Studiengebühren: Einen Königsweg für die Zukunft der Hochschulfinanzierung zu finden, ist ein schwieriges Unterfangen. Uni-Präsident Peter Schwenkmezger: "Ich bin einer der wenigen Universitäts-Präsidenten, die Studiengebühren ablehnen." Zwar bestehe bei rund 14 000 Studierenden eine ungünstige Betreuungsrelation. "Aber die Finanznöte von Universitäten und Fachhochschulen können mit der Erhebung von Studiengebühren nicht verbessert werden." Ein klares "Ja" dazu, Studenten zur Kasse zu bitten, vertrat Lothar Philippi von der Industrie- und Handelskammer Trier. Das sei kein Allheilmittel, aber eine Ergänzung zum staatlichen Engagement. Der einzelne müsse überlegen, was er bereit sei, in seine Zukunft zu investieren. Ein Studium sei kein Privatvergnügen, konterte Ministerialdirigent Josef Mentges vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, sondern es liege in der Verantwortung des Staates, das zu fördern. Studiengebühren zu erheben, käme einem Offenbarungseid gleich. Das habe sogar kontraproduktive Wirkung, schrecke viele vor einem Studium ab. Um die wenigen Mittel gut einzusetzen, bräuchten die Universitäten ein Qualitätssicherungssystem. Nur Studienanfänger profitierten vom Hochschulpakt, sagte Nele Hirsch, bildungspolitische Sprecherin von PDS/Die Linke im Bundestag. Von der Exzellenzinitiative, die mehr als doppelt so viel Mittel ausschütte wie der Hochschulpakt, profitiere nur eine Elite von Hochschulen. Der Verantwortung für eine soziale Entwicklung der Hochschullandschaft würde die Bundesregierung nicht gerecht werden. Auch die Bafög-Politik zeige dies, da die Förderung seit Jahren den Lebenshaltungskosten nicht angepasst worden sei und viele junge Menschen am Ende des Studiums vor einem Schuldenberg stünden. "Wir kämpfen weiter für Gebührenfreiheit," sagte Hirsch. Dafür sprach sich auch Ernest Hammerschmidt, Bundesgeschäftsführer der Juso-Hochschulgruppen, aus. Auch in Investitionen, die aus Reihen der Wirtschaft kommen könnten, sieht er Gefahren, da die mit dem Anspruch verbunden wären, auf Inhalte Einfluss zu nehmen.

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