Sturm im Schuhparadies

TRIER. Massenhaft Schuhe zu Schleuderpreisen gab es vergangene Woche in der Arena zu kaufen. Was für die Betreibergesellschaft der Halle ein willkommener Termin war, ärgerte den Trierer Einzelhandel und die Stadtverwaltung kolossal.

Schuhstraße wird die Trierer Brotstraße gern genannt, reiht sich in ihr doch Schuhgeschäft an Schuhgeschäft. Überhaupt ist in der Moselstadt vom teuren italienischen Treter bis zur billigen Plastiksohle alles zu haben - was dem Oberzentrum an der Mosel im Umland sogar den Namen "Schuhparadies" eingebracht hat. Doch vergangene Woche stürmte es im Paradies: Ein Großhändler aus dem niedersächsischen Northeim mietete für zwei Tage die Arena, um dort massenweise Turnschuhe, Kinderschuhe, Sandalen, Stiefel, Mokassins - Markenschuhe und Nonames - zu Preisen von 2,50 Euro, fünf Euro und 7,50 Euro an die Kunden zu bringen. Und diese kamen in Scharen. "Unsere Geschäfte waren leer, während in der Arena die Kunden Schlange gestanden haben", regt sich Kai Auf der Lanver, Geschäftsführer von Moda-Schuhe und Quick-Schuh, auf. "Wir beschäftigen seit 30 Jahren in Trier Angestellte, beteiligen uns an städtischen Aktionen, zahlen Steuern und bekommen dafür eine solche Ramsch-Veranstaltung in einer städtischen Halle präsentiert." Deutliche Umsatzverluste habe man an den beiden Tagen verschmerzen müssen. Die Klage des Schuhhändlers gründet sich auf das aktuelle Einzelhandelskonzept, das der Stadtrat beschlossen hat und das vor gut zwei Wochen der Öffentlichkeit vorgestellt wurde - passenderweise in der Arena. Eines der wichtigsten Ziele des Konzepts: Der großflächige Einzelhandel mit innenstadtrelevanten Produkten müsse auf der "grünen Wiese", außerhalb der Innenstadt, unterbunden werden. "Da stellt die Stadt solche Regeln auf und lässt gleichzeitig in einer städtischen Halle eine Riesen-Verkaufsaktion laufen. Eine Schweinerei ist das", erzürnt sich auch Jürgen Poss, Inhaber der Trierer Schuhgeschäfte Mephisto, O Magga Nagga und Poss-Orthopädie. Kaufkraft sei auf jeden Fall abgewandert: "Wer sich in der Arena eingedeckt hat, kauft sich in der City nicht nochmal Schuhe", sagt Poss. Die Stadtverwaltung wäscht ihre Hände in Unschuld: "Als wir von dieser Veranstaltung Kenntnis bekamen, war der Vertrag schon unterschrieben", sagt Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch und gibt zu: "Solche Veranstaltungen in einer städtischen Halle vor den Toren der Innenstadt konterkarieren sämtliche städtischen Anstrengungen zur Stärkung des innerstädtischen Einzelhandels." Der Fehler liege im System: Zwar sei die Stadt an der Betreibergesellschaft der Arena, der Castel Trier GmbH, beteiligt. "Aber die Castel- GmbH muss uns an ihrer Terminvergabe nicht beteiligen", bedauert Horsch. Den Geschäftsführer der Halle, Wolfgang Esser, will die Wirtschaftsexpertin allerdings nicht dafür verantwortlich machen, "dass das Kind in den Brunnen gefallen ist". Das Konfliktpotenzial einer solchen Verkaufsbörse sei ihm einfach nicht bewusst gewesen. "Es war ein Fehler", bedauert Hallenmanager Esser. "Wir dachten, mit den behördlichen Genehmigungen, die der Veranstalter vorlegen muss, sei das Einverständnis der Stadt quasi bestätigt." Das Hallenkonzept lasse solche Verkaufsveranstaltungen zwar zu. "Aber wir werden im Interesse der Gemeinschaftlichkeit mit Stadt und Einzelhandel von solchen Veranstaltungen in Zukunft die Finger lassen." Der Trierer Einzelhandelsverband (EHV) will die Angelegenheit nicht hochkochen: "Erklären kann ich mir das zwar nicht, aber es scheint tatsächlich ein unglücklicher Absprachefehler gewesen zu sein", sagt EHV-Geschäftsführer Alfred Thielen. "Hauptsache, so etwas passiert nicht noch einmal."

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