Suche nach Gott an einem schrecklichen Ort

Trier · Wo war Gott in Auschwitz? Vor allem diese Frage trieb eine Gruppe junger Trierer um, die einen Teil der Osterferien in dem ehemaligen Konzentrationslager verbracht hat. Beantwortet ist diese Frage auch nach der Fahrt nicht. Einiges ist aber klarer geworden.

Trier. "Die Frage nach Gott und seiner Haltung zum Menschen kann man sich nur an einem Ort stellen, an dem schreckliche Dinge geschehen sind", sagt Jessica Meyer.
Die 23-Jährige hat eine Bildungsreise der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) mitorganisiert, in deren Rahmen Trierer Jugendliche einige Tage auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz verbracht haben.
Die 25 jungen Leute zwischen 16 bis 24 Jahren waren auf alles, was sie in Polen erlebten, durch mehrere Vorab-Treffen gut vorbereitet. Dennoch gab es schwere Momente. Vor allem das Gespräch mit dem Zeitzeugen Wilhelm Brasse brachte den Teilnehmern die Umstände im Lager näher. Der heute mehr als 90-Jährige war selbst Insasse. Er wurde als ausgebildeter Fotograf eingesetzt, um die Ankömmlinge zu fotografieren. Als offizieller Lagerfotograf hatte er bessere Lebensbedingungen und konnte manchmal auch anderen Häftlingen helfen. Er arbeitete unter anderem für den für seine abscheulichen Experimente bekannten Arzt Josef Mengele und musste dessen "Forschungsergebnisse" dokumentieren. Als Fotograf konnte er nach der Befreiung nie wieder arbeiten, immer sah er die schrecklichen Bilder aus dem Lager vor sich.
Die Ausstellung in den Baracken selbst rief unterschiedliche Reaktionen hervor. Neben vielen Fotos werden dort tonnenweise Schuhe, Brillen und vor allem Haare der ehemaligen Insassen gezeigt, um deren große Zahl zu verdeutlichen. "Ich finde, das Ganze wirkt eher wie eine Touristenattraktion als ein Gedenkort. Es wird definitiv zu sehr als Event aufgezogen", kritisiert Susanne Schwarz, ebenfalls Mitorganisatorin der Fahrt.
Anna-Lena Ludwig sieht das anders: "Ich fand das Museum sehr gut aufbereitet und bin der Meinung, dass das immer eine Frage des Herangehens an die Sache ist." Bewegend sei die Ausstellung allemal. "Wir haben vorher eine Art Verhaltenskodex festgesetzt, damit sich niemand seiner Emotionen schämen muss", erklärt Jessica Meyer. "Die gute Vorbereitung war der Schlüssel, ohne sie wäre all das sehr schwer zu verkraften gewesen."

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