Suche nach den Nacht-und-Nebel-Kippern

TRIER. Am 6. März geht es dem Müll an den Kragen. Viele Städte und Gemeinden der Region nehmen am vom Trierischen Volksfreund und Radio SWR 4 begleiteten "Dreck-weg-Tag" teil. Die meisten dieser Kommunen sind betroffen von einem immer größer werdenden Problem: der illegalen Müllentsorgung.

Die Beseitigung wilder Müllkippen hat die Stadt Trier im Jahr 2003 mehr als 30 000 Euro gekostet. "Diese Summe belastet den Haushalt der Stadt", sagt Helmut Müller im Namen der Trierer Stadtreinigung. "Wir müssen in regelmäßigen Abständen alle möglichen Abfälle beseitigen und anschließend die als Müllkippe missbrauchte Fläche reinigen." Besonders schlimm sei es zur Zeit im Bereich der Wendeplatte Am Weidengraben, am Aufgang zur Fußgängerbrücke in der Kohlenstraße, am Bahndamm in der Hornstraße sowie in der Riveris- und Hafenstraße. "Im Bereich der Tarforster Höhe werden besonders oft Bauabfälle entsorgt", sagt Müller. "Dieser Trend ist glücklicherweise rückläufig." Diese kurze Liste ist nicht repräsentativ, denn "ständig kommen neue Flächen und Ecken dazu". Auch die Standplätze von Glascontainern motivieren offenbar manche Täter, ihren gesamten Müll dort abzuladen. Die Stadtreinigung spricht in diesem Zusammenhang von "Nacht-und-Nebel-Kippern" oder kurz "Nunkis". Helmut Müller nennt einige Beispiele: "Die Wendeplatte in der Merowingerstraße, die Gustav-Heinemann-Straße/Ecke Hunsrückstraße und der Parkplatz am FWG gehören dazu."Kreishaushalt mit 105 000 Euro belastet

Der ländliche Raum bietet illegalen Entsorgern deutlich mehr Chancen als die Stadt Trier. "Die Tendenz ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen und befindet sich zur Zeit auf hohem Niveau", sagt Landkreis-Pressesprecher Thomas Müller. Die untere Abfallbehörde registrierte im Jahr 2003 genau 298 Fälle, die im Kreishaushalt mit 105 000 Euro zu Buche schlugen. Die wirklichen Kosten liegen noch höher, denn die Müllmengen im Bereich von Straßen und Parkplätzen sind hier nicht dabei. "Diese Ablagerungen werden regelmäßig von den Kräften der Straßenverwaltung entsorgt, wobei der Zweckverband ART als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger die Rechnung zahlt", erläutert Thomas Müller. Hausmüll, Sperrmüll, Bauschutt in der Größenordnung mehrerer LKW-Ladungen, Autowracks, Altöl - illegale Entsorgungen werden im gesamten Kreisgebiet registriert. Manche Fälle bleiben in Erinnerung: Über mehrere Jahre hinweg nutzten Unbekannte einen ehemaligen Steinbruch bei Aach-Hohensonne in der Verbandsgemeinde Trier-Land als Mülldeponie. Der abgelegene Steinbruch war aufgefüllt mit Bauschutt, Reifen, Plastik und asbesthaltigem Eternit-Material. Der Landkreis zahlte 15 000 Euro für den Abtransport. Betroffen sind auch die Autobahnparkplätze Mehring, Reinsfeld und Hermeskeil. Nahe Saarburg wurden mehrere Autowracks gefunden, in Leiwen tauchte ein mit Müll beladener Anhänger auf, in Metzdorf an der Sauer gab es vor fünf Wochen Probleme mit einem Scheiterhaufen aus Sperrmüll (der TV berichtete). "Relativ selten werden solche wilden Müllkippen von Bürgern gemeldet", sagt Thomas Müller. "Meistens sind es dir betroffenen Verbandsgemeindeverwaltungen." Die Kreisverwaltung veranlasst die polizeilichen Ermittlungen, zuständig ist das Umweltkommissariat des Polizeipräsidiums Trier. Wer erwischt wird, muss zahlen. Der Kreis bewertet die Schwere des Verstoßes in Zusammenarbeit mit Fachbehörden wie der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord und bittet den Verursacher zur Kasse. Dazu kommt ein Bußgeld: 2003 wurden 62 Bußgeldbescheide verschickt, deren Höhe von 50 bis 800 Euro reichte. Es kann allerdings auch richtig teuer werden: Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz sieht eine Höchstbuße von 50 000 Euro vor. Müller: "Jeder ermittelte Verursacher muss die Beseitigung zahlen und mit einem Ordnungswidrigkeits- oder Strafverfahren rechnen."

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