Südbad-Sanierung mit neuen Fragezeichen

TRIER. Beim Südbad-Sanierungsprojekt droht eine Hängepartie. Derzeit deutet einiges darauf hin, dass die von der Stadtverwaltung erarbeitete Baubeschluss-Vorlage in der Stadtratssitzung am kommenden Donnerstag keine Mehrheit finden wird. Grund ist die vom Land in Aussicht gestellte Bezuschussung von 1,1 Millionen Euro. Bisher ging Trier von 3 Millionen Euro aus, was rund 40 Prozent der Baukosten von 7,4 Millionen Euro entspricht.

Von ratlos bis stinksauer reichte die Palette der Gefühle, die Mitglieder des Dezernatsauschusses III am Mittwochabend offenbarten. Anlass: ein Schreiben von Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) an Bürgermeister Georg Bernarding (CDU). Die darin in Aussicht gestellten 1,1 Millionen Euro Zuschuss zur Südbad-Generalsanierung bezeichnete der Adressat als "sehr ärgerlich". Deutlicher wurde CDU-Ratsmitglied Bernd Michels: "Erst hält uns Mainz lange hin, nötigt uns zu Kompromissen - und nun werden wir vorgeführt." Thomas Egger (FDP) formulierte vorsichtshalber im Konjunktiv: "Am liebsten würde ich antworten: Herr Minister, stecken sie sich die 1,1 Millionen sonstwo hin." Auch Hans-Alwin Schmitz (UBM) übte markige Kritik ("Unverschämtheit!") und erhielt Beifall für seine - von Manfred Becker (Grüne) geteilte - Auffassung, auf Basis der neuen Geschäftsgrundlage halte er die Sanierungsvorlage für "nicht zustimmungsfähig". Bruchs Trierer Genossen bemühten sich um Wogenglättung. Bruno Cordel plädierte dafür, "Möglichkeiten von Bezuschussung in anderer Form" auszuloten. Peter Spang gestand seine Ratlosigkeit offen ein, zeigte sich "entsetzt" vom Inhalt des Ministerbriefs, warnte aber auch vor Überreaktionen: Jetzt die Tür zuzuschlagen könne dazu führen, dass Mainz selbst die 1,1 Millionen nicht lockermachen werde. Noch ist nichts entschieden, weil die Ratsfraktionen sich erst in den kommenden Tagen mit der neuen Situation auseinander setzen können. Bisher ging Trier davon aus, die auf rund 7,4 Millionen Euro geschätzten Kosten zur Sanierung des maroden Freibads Trier-Süd würden - wie bisher bei vergleichbaren Fällen - mit 40 Prozent bezuschusst. Dass nun 1,1 statt drei Millionen Euro zur Debatte stehen, bringt Trier erst recht in die Bredouille, weil nicht klar ist, ob die Stadt überhaupt zusätzliche Kredite aufnehmen darf, um den Differenzbetrag zu finanzieren. Bernarding will dennoch dem Stadtrat für die letzte Sitzung 2006 eine Baubeschluss-Vorlage präsentieren und darin möglicherweise ein Realisierungsmodell mit Beteiligung Privater (ermöglicht schnelleres und etwas preiswerteres Bauen) vorschlagen. Bisher war vorgesehen, das Südbad nach der Saison 2007 zu sanieren und möglichst zur Saison 2009 wieder in Betrieb zu nehmen. Eine Ablehnung durch den Stadtrat dürfte zu Neuverhandlungen mit Mainz und Zeitverlust führen.

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