Süß, herzhaft und bretonisch

TRIER. Um ihrer andauernden Arbeitslosigkeit zu entrinnen, beschloss die gebürtige Französin Genevieve Saucet (55), sich selbständig zu machen. Seit einem Jahr bietet sie den Trierern süße und herzhafte Spezialitäten aus ihrer bretonischen Heimat an und verfolgt ihren Traum von einem kleinen französischen Restaurant im Stil der Bretagne.

Ihr französischer Akzent ist unüberhörbar, obwohl Genevieve Saucet schon seit 25 Jahren in Trier lebt. In Fourgeres in der Bretagne geboren, hat sie als junge Frau schnell das Fernweh und die Abenteuerlust gepackt. Auf Teneriffa ist sie in der Gastronomie dann "in Kontakt mit vielen Deutschen gekommen". Und so entstand ihr Wunsch, die deutsche Sprache zu lernen. Dass sie ausgerechnet in der ältesten deutschen Stadt an der Mosel gelandet ist, war eher Zufall. "Trier ist nicht weit weg von Luxemburg und Frankreich. Voilà. Und jetzt bin ich immer noch da", sagt Saucet. Nachdem die gelernte Köchin im ehemaligen Restaurant "La Marmite" in der Deutschherrenstraße wegen zu schlechter Arbeitsbedingungen gekündigt hatte, war sie sieben Jahre lang arbeitslos. "Ich habe dort in der Küche oft flambierte Crêpes zubereitet, aber jetzt gibt es kein einziges französisches Restaurant mehr in Trier", schildert Saucet die Lage. Vor einem Jahr hat sie dann aus der Not eine Tugend gemacht und einen kleinen freistehenden Laden an der Theodor-Heuss-Allee angemietet. Auf 20 Quadratmetern hat sie mit ihrer Crêperie "Le Goëlo" ein kleines Stück Bretagne inmitten von Trier geschaffen. "Schließlich habe ich die Crêpes quasi nach Trier gebracht", lacht die unkonventionelle Frau. Im Hintergrund läuft französische Musik, an den Wänden hängen Karten und Fischernetze und andere Originale aus der Bretagne. Drei Stehtische und ein paar Hocker bieten den Gästen Sitzgelegenheiten, um herzhafte Pfannkuchen (Galettes) aus original bretonischem Mehl und Eiern, wahlweise mit Schinken und Käse, oder süße Crêpes mit Zucker, Honig oder Marmelade zu vernaschen. "Es sind vor allem Touristen und Studenten, die hierher kommen, aber ich habe auch schon Stammkundschaft", sagt die Französin. Regelmäßig bekommt die 55-Jährige Besuch aus ihrer Heimat Fourgeres und versorgt sich so mit Originalzutaten aus ihrer Heimat, wie zum Beispiel braunem Mehl, Eiern und Marmelade. "Es gibt nur ein Problem", ruft Genevieve Saucet in ihrem französischen Dialekt hinter ihrer kleinen, provisorisch zusammengestellten Verkaufstheke hervor. "Mir fehlt hier eine Küche." Momentan muss sie mit einer großen Herdplatte auskommen. Auch sonst ist vieles notdürftig zusammengestellt. Um noch mehr französische Spezialitäten anbieten zu können und ihre Speisekarte auszuweiten, schmiedet sie nun Pläne für ein kleines, typisch bretonisches Restaurant. Bis ihr Traum in Erfüllung geht, muss sie wohl noch einige Crêpes verkaufen, aber schon beim Weihnachtsmarkt will sie mit einem eigenen Stand vertreten sein.

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