"Super Nanny" im Stillen

TRIER. Jede Woche kann man sie im Fernsehen "bewundern": Die "Super Nannys", die Familienprobleme lösen. Weniger medienwirksam, aber nicht weniger wirksam, hilft in Trier der Verein "Palais" Familien in Schwierigkeiten.

Kaum schaltet man den Fernseher ein oder betritt eine Buchhandlung, sind sie da: "Super Nannys" und Erziehungsratgeber, wohin man schaut. Fast könnte man denken, dass "die" Institution für Erziehungs- und Familienhilfe in Vergessenheit gerät: das Jugendamt. Doch das stimmt nicht: 2004 wurden in Trier 60 Familien im Rahmen der "Sozialpädagogischen Familienhilfe" (SPFH) betreut - Tendenz steigend. Die Betreuung hat das Jugendamt Trier ausgelagert in den Verein "Palais". Christiane Tito, die dort den Bereich Familienhilfe leitet, erklärt das Konzept: Auf Anfrage der Eltern oder durch Hinweise von zum Beispiel Lehrern kommt es zu einem ersten Gespräch, in dem die Eltern mit Vertretern der Einrichtung und des Jugendamtes über die Form der Hilfe entscheiden. Die SPFH kommt unter anderem für "Multiproblemfamilien" in Frage, in denen Erziehungsprobleme auf andere Schwierigkeiten treffen. Das können zum Beispiel die Trennung der Eltern, psychische Störungen oder Suchterkrankungen sein. "An Anfang herrscht oft eine aus Hilflosigkeit resultierende Anspruchshaltung: ‚Mach du mal!'", erzählt Tito. "Neulich meinte eine Klientin im Gespräch, eigentlich hätt' sie gerne 'ne Super Nanny", berichtet sie. Dahinter stehe wohl die Hoffnung, dass ihr jemand Aufgaben abnehme und "dass das Kind hinterher besser funktioniert". Langfristige Betreuung

Die SPFH allerdings verfolgt einen anderen Ansatz: Sie will "den Glauben an die Lösbarkeit der Probleme pflanzen" - und den an die eigenen Ressourcen. Dazu werden die Familien langfristig betreut, meist über Jahre. Während dieser Zeit sind die Helfer mehrere Stunden in der Woche bei den Familien zu Hause. Ein großer Eingriff in die Privatsphäre, den nicht alle gewähren wollen. Wenn die "Klienten", wie Tito die betreuten Familien nennt, nicht dazu bereit sind, werden andere Hilfen angeboten. Tito erläutert, dass allein für den Aufbau von Vertrauen viel Zeit nötig ist: "Man fängt an einem Ende des Tischtuchs an", umschreibt sie das Vorgehen, sich ein Problem nach dem anderen vorzunehmen - und die schwersten Brocken erst nach langer Zeit. Dazu gehören zum Beispiel der Gang zur Schuldnerberatung oder die Beantragung von "Arbeitslosengeld 2". Finanzielle Probleme sind eine der größten Aufgaben neben der Erziehungsarbeit, berichtet Tito. Gerade die Einführung von "Hartz IV" sei ein großes Thema gewesen, das den Schwerpunkt zeitweise verlagert habe. Das Gesetz schreibe vor, dass Familien nicht abgewiesen werden dürfen. Dass niemand vergeblich anfragt, mag auch am Team von Palais liegen: Dort sind nicht nur Pädagogen, sondern auch Erzieher, Psychologen und Sozialarbeiter beschäftigt. Nicht zuletzt dieses Teamwork dürfte es sein, das die Hilfe wirksam macht: Meist würden die Maßnahmen erfolgreich abgeschlossen, berichtet Tito. "Teilziele erreicht man in allen Fällen."

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