Tag eins im Trierer Kostka-Prozess: Ehrliche Arbeit oder immer wieder Betrug?

Trier. · Im Prozess um die mögliche Täuschung der Trierer Stiftungsgründerin Ingrid Kostka (86) weist der angeklagte Vermögensberater alle Vorwürfe zurück.


Sie ist eine der reichsten und wohltätigsten Bürgerinnen der Stadt Trier. Ingrid Kostka erläutert im Zeugenstand des Trierer Landgerichts ihre Vorwürfe gegen einen ehemaligen engen Vertrauten, der ihr Privatvermögen verwaltet hat und dann zum Betrüger geworden sein soll. Die 86 Jahre alte Dame tut dies mit beeindruckender Energie, Klarheit und Konsequenz. Die lange Befragung durch Richter Armin Hardt besteht sie, auch wenn ihr einmal die Tränen kommen.

Sie sieht den Mann auf der Anklagebank nicht an, als sie spricht. "Ich habe ihm blind vertraut und alles unterschrieben, was er mir hingelegt hat, ohne es genau durchzulesen." Die Witwe des 2002 verstorbenen Ernst Kostka, der mit dem Vertrieb und der Wartung von Spielautomaten zum mehrfachen Millionär geworden war, schildert das Verhältnis mit dem des Betrugs beschuldigten 51-jährigen Vermögensberater als sehr eng und familiär. "Ich habe ihn wie einen Sohn behandelt."

Dieses familiäre Verhältnis habe der Angeklagte massiv zu seinen Gunsten ausgenutzt - so lautet der Vorwurf von Staatsanwalt Arnold Schomer. In zwölf Einzelfällen habe der Vermögensberater die Gründerin der Ernst & Ingrid Kostka Stiftung, die sich seit 2003 für Kinder in Not einsetzt, um insgesamt mehr als 360.000 Euro betrogen. Er habe als Verwalter ihres Privatvermögens das "blinde Vertrauen" von Ingrid Kostka ausgenutzt.

Dieses Vertrauen endete erst im Oktober 2013. "Ich habe so eine Wut in mir", sagt die 86-Jährige, als sie vor Gericht Einzelheiten erläutert. So habe der Angeklagte seine für die private Vermögensverwaltung vereinbarte Entlohnung von 5000 Euro pro Monat auf fast 15.000 Euro erhöht, "ohne darüber auch nur ein Wort mit mir zu sprechen". Er habe 1,5 Millionen Euro in den Fonds einer Münchner Bank investiert und dafür hohe Provisionen erhalten. "Ich wusste nichts davon und bekam plötzlich Auszüge von einer Bank, von der ich noch nie gehört hatte." Ein Darlehen von 150.000 Euro, seinen Angaben nach für seinen Bruder bestimmt, habe er nie zurückgezahlt. "Er meinte immer, das wolle er zurückzahlen, wenn er mal Geld habe."

Und dann war da noch ein ominöses Konto mit 175.000 Euro bei einer Luxemburger Bank. "Ich war mir sicher, dass es dieses Konto nicht gibt. Ich wusste absolut nichts davon", sagt Ingrid Kostka vor Gericht. Es sei zum Streit mit dem Angeklagten gekommen, als dieser das Konto ins Gespräch gebracht habe. Die wörtliche Aussage der Stiftungsgründerin: "Ich habe ihm gesagt, wenn er das alles so genau weiß, dann soll er sich das Geld sonst wohin stecken. Ich wollte einfach nichts mehr davon hören." Der Vermögensberater sei am nächsten Tag wieder bei ihr aufgetaucht und habe sie, ihre Aufforderung vom Vortag nicht ganz wörtlich befolgend, eine Verzichtserklärung über diese 175.000 Euro unterschreiben lassen.

Richter Hardt hält Ingrid Kostka Dokumente vor, die ihre Unterschrift tragen. "Ich kann nur sagen, ich habe blind unterschrieben, was er mir vorgelegt hat."

Der Angeklagte verliest eine lange Erklärung. In dieser weist er alle Vorwürfe zurück. Die Betreuung des vollständigen Privatvermögens Ingrid Kostkas habe die Gründung einer Gesellschaft erfordert, schildert der Finanzexperte aus Trier. "Frau Kostka wollte mir die Mittel als Darlehen zur Verfügung stellen, die nötig waren, um diese Gesellschaft auf den Weg zu bringen. Nachdem sie dieser Gesellschaft im Oktober 2013 durch die Kündigung die Existenzberechtigung entzogen hatte, wollte sie mir 175.000 Euro aus diesem Darlehen erlassen." Daher die Verzichtserklärung.

Der Investition in den Fonds der Münchner Bank sei ein langes Gespräch vorausgegangen. "Alles war transparent aufgeführt." Die Erhöhung des monatlichen Beraterlohns von 5000 Euro auf das fast Dreifache sei ein "in der Branche üblicher" Prozentsatz, der sich an der Höhe des Privatvermögens orientiere. "Ich habe das Geld mit ehrlicher Arbeit verdient."

Der Prozess geht am 8. August um 9 Uhr weiter.

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