Tarforster Trio mit Tradition

TARFORST. Seit Jahrzehnten schon pilgern Spaziergänger von der Talstadt auf die Tarforster Höhe. Dort lockt nicht nur eine herrliche Aussicht, sondern auch das gastronomische Angebot.

In den Ohren auswärtiger Besucher mag die Freizeitgestaltung einiger Trierer mitunter befremdlich klingen: Kaum ist der Himmel aufgeklart und das Eis dahin geschmolzen, zieht es viele Bewohner aus dem Tal auch schon "zum Bund". Das muss all jene etwas ratlos machen, die von der traditionsreichen Gaststätte in Alt-Tarforst noch nichts gehört haben; sie ist Teil der gastronomischen Dreifaltigkeit im Stadtteil, zu der auch die Weinstube Gehlen und das Restaurant Wollscheid zählen. In Tarforst ging man schon zu Kaisers Zeiten "zum Bund". Seit 1903 existiert der Familienbetrieb; seit acht Jahren wird er von Kaspar Bund junior geführt. Der übernahm die Gaststätte von seinem Vater und wahrt nun die Tradition mit Viez und gut bürgerlicher Küche. Dabei kann er - wie auch Wollscheid und Gehlen - auf einen Gast immer zählen: den Spaziergänger. "Wir sind ein beliebtes Ausflugslokal", sagt das Junggastronomen-Trio unisono. "Bei uns machen die auswärtigen Gäste gut 90 Prozent des Betriebs aus", erklärt Andreas Wollscheid. Seine Gaststätte bietet den wohl umfangreichsten Speisezettel - doch das würde der Koch am liebsten verschweigen. Denn Konkurrenz untereinander bestimmt nicht das Geschäft der drei Gastronomen. "Dazu kennen wir uns zu gut und sind ja auch miteinander befreundet", sagt Kaspar Bund. Und auch Wilhelm Gehlen lobt das "ausgezeichnete private Verhältnis" untereinander. "Jeder hat für sich eine Sparte besetzt, und deshalb ergänzen wir uns sehr gut", sagt der 34-Jährige. Während also Kaspar Bund mit seinen Suppen und Flieten lockt, kehren bei Gehlen vor allem Weinkenner ein. Der Jüngste der drei Gastronomen bietet außerdem leichte bis deftige Kost, die auf seine Weine abgestimmt sind. Gehlens Renner im Herbst sind Zwiebelkuchen und Federweißer. Dann lockt Wollscheid mit seinen bayerischen Wochen und bringt Leberknödel und Haxen auf den Tisch. Wollscheid hat in den vergangenen Jahren zusätzlich einen Büffet-Service ausgebaut; so kann er zumindest einen Teil der Familien glücklich machen, für deren Festgesellschaft er im eigenen Gasthaus keinen Platz mehr hat. Wie beliebt das um die vorvergangene Jahrhundertwende eröffnete Restaurant ist, zeigt schon ein Blick auf die Reservierungen. "Die Kommunion 2007 ist bereits ausgebucht", sagt Andreas Wollscheid ein wenig stolz. Ohnehin scheinen Euro-Abschwung und Konjunkturtief an den drei Tarforstern fast spurlos vorüber gegangen zu sein. "Kaum spürbar" seien die Veränderungen im Geschäft gewesen, meint Kaspar Bund. Schließlich sei man bei der Euro-Umstellung "auf dem Boden geblieben". "Seit Dezember geht's wieder aufwärts", hat Wollscheid festgestellt. Doch auch davor sei die Lage so schlecht nicht gewesen, weshalb er auch nicht vom "Licht am Ende des Tunnels" sprechen will, weil sein Unternehmen nie wirtschaftlich im Tunnel gesteckt habe. Auch in anderer Hinsicht können sich drei glücklich schätzen: In den Sommermonaten tummeln sich hunderte von Gästen bis spät in den Abend auf den Terrassen und in den Biergärten. "Ärger gab es noch nie", sagt Gehlen, und Bund hält die Zeit für gekommen, der toleranten Nachbarschaft für ihr Verständnis zu danken. Optimale Rahmenbedingungen also, mit denen das Tarforster Trio auch künftig die Talstädter auf die Höhe locken kann. Morgen in unserer Tarforst-Reihe: Das Bürgergutachten von 2001 - und was bisher daraus wurde.

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