Teerdich kommt aus dem Lateinischen

Trier · Die Trierer Mundart hat Spezifika, die andere Dialekte nicht haben. Diese Eigenheiten des Trierer Dialekts behandelte Dr. Stefan Barme in einer Vorlesung im Rahmen seiner Habilitation an der Universität Trier.

 Sprachwissenschaftler Stefan Barme kennt die Eigenheiten des Trierer Dialekts. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler

Sprachwissenschaftler Stefan Barme kennt die Eigenheiten des Trierer Dialekts. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler

Trier. "Die Römer haben Spuren in der Trierer Mundart hinterlassen", sagt Stefan Barme, der an der Universität Trier eine Antrittsvorlesung zum Thema "Lateinisch-moselrheinisches Erbe in der Trierer Mundart" gehalten hat. Dekan Ulrich Port überreichte dem Romanisten die Habilitationsurkunde.
Vorlesung über "En Porz Viez"


Unter dem Titel "En Porz Viez" stellte der 45-jährige Romanist trierische Wörter vor, die so weder in der Hochsprache noch in anderen Dialekten vorkommen. Sowohl Ortsnamen als auch Getränke- und Essensbezeichnungen bildeten den Schwerpunkt seines Vortrags.
In der Trierer Tradition steht so auch das Wort Viez, was Apfelwein bedeutet. Barme erklärt verschiedene Thesen: "Viez kommt von dem lateinischen Wort faece, was für minderwertigen Wein steht". Eine andere Möglichkeit sei die Ableitung von lateinisch potio, was Getränk bedeute.
Das Moselromanische erstreckt sich vom luxemburgischen Remich bis Kobern-Gondorf (Nähe Koblenz). In den 1950er Jahren wurde es erstmals von Wolfgang Jungandreas erforscht und gehört nun zu den Forschungsgebieten von Stefan Barmes.
Studiert hat der gebürtige Trie-rer an der Johannes-Gutenberg- Universität in Mainz. Seine Studienfächer konzentrierten sich auf Portugiesisch, Englisch und Wirtschaft.
Heute gehören zu seinen Forschungsschwerpunkten die Sprachgeschichte und der Sprachwandel im Spanischen, Französischen und Portugiesischen.
Autor, Lehrer und Übersetzer


Ein weiteres Beispiel für den Sprachwandel ist ein Gericht aus Sauerkraut und Kartoffelbrei, das die Trierer unter dem Begriff Kappes Teerdich kennen.
"Teerdich geht auf das Lateinische tyrium zurück, was Stoff bedeutet", sagt der Romanist. Barme spricht hier von einer übertragenen Bedeutung: "Robustes Gewebe wird einer nahrhaften Speise parallel gegenübergestellt."
Im Jahre 2000 konnte Barme seine Promotion mit besonderer Auszeichnung abschließen. Von 2007 bis 2008 hatte er einen Lehrauftrag an der Universität Göttingen. Bis 2010 hat er in Köln gelehrt. Seit 2011 ist er als freier Autor, Sprachlehrer und Übersetzer tätig.
Stefan Barme ist verheiratet, hat ein Kind und lebt mit seiner Familie in Trier.

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