Teure Trockenlegung

Wegen massiven Schimmelbefalls ist die Kindertagesstätte Trimmelter Hof seit Januar nicht mehr nutzbar. Die Kosten für Ausweichquartiere, Sanierung und Renovierung belaufen sich auf 910 000 Euro. Es sei "ein Unding", dass der Bauausschuss nicht eingebunden wurde, kritisieren die Grünen.

Trier. Laut Gutachten tragen Handwerker und Architekten 90 Prozent der Schuld daran, dass die Kindertagesstätte (Kita) Trimmelter Hof nur zehn Jahre nach ihrem Bau nicht mehr genutzt werden kann (der TV berichtete). Zentimeterbreite Fugen, fehlende Wasserschutz-Schienen, undicht eingebaute Fenster: Jahrelang ist Wasser in die hintere Holzfassade eingedrungen, die Schimmelflecken sind quadratmetergroß. Die rund 130 Kinder sind seit Januar in Notunterkünften untergebracht. Der Steuerzahler trägt die Kosten für die Misere: Rund 910 000 Euro listet die Stadtverwaltung in der Vorlage, die der Stadtrat am Donnerstag beschließen soll, dafür auf. Die Sanierung der Schimmelfassade macht daran rund 199 500 Euro aus. Mit gut 62 000 Euro schlägt das wegen der Aufteilung der Gruppen auf verschiedene Standorte notwendige zusätzliche Personal zu Buche. Knapp 41 000 Euro kostet die Miete für die Notunterkünfte, der Bustransfer dorthin allein bis Ende des Jahres rund 54 000 Euro. Der größte Posten hängt allerdings weder mit Baumängeln, Schimmel noch Umzug zusammen: 529 000 Euro veranschlagt Sozialdezernent Georg Bernarding für "sonstige bauliche Maßnahmen", darunter eine zuvor nicht vorhandene Belüftungsanlage für mehr als 146 000 Euro und eine zusätzliche "Sonnenschutzanlage" für 135 400 Euro.

Die Grünen-Stadtratsfraktion ärgert sich gleich doppelt: "Warum sind die teilweise offenbar eklatanten Baumängel nicht innerhalb der Gewährleistungsfrist aufgefallen?", fragt Dominik Heinrich, selbst Architekt. "Und außerdem ist es ein absolutes Unding, dass solche umfangreichen Dinge wie ein neuer Bodenbelag und eine Sonnenschutzanlage, die nichts mit der Schimmelsanierung zu tun haben, nicht im zuständigen Bauausschuss begründet und diskutiert, sondern uns mit dieser Vorlage quasi untergeschoben werden!"

"Den fragen, der sich damit auskennt"



Von Oberbürgermeister Klaus Jensen persönlich verlangen die Grünen Antwort auf ihre Anfrage, die sie in der Ratssitzung am Donnerstag stellen werden. "Der Beschlussvorlage werden wir zustimmen, weil die Schimmelsanierung selbstverständlich unumgänglich ist, aber über die zusätzlichen Maßnahmen müssen wir unbedingt nochmal diskutieren", erklärt Heinrich. "Bauaufgaben müssen künftig federführend vom Baudezernat, nicht vom Sozialdezernat - oder gar wie im Fall der Trimmelter Kita vom Jugendhilfeausschuss - beraten werden", fordert Heinrich. Schließlich sei die Kita nicht der erste Baumängel-Fall unter Regie fachfremder Dezernate. Auch bei einem Gebäude in der Hindenburgstraße, das Ex-Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch vor Jahren für einige Büros der Stadtverwaltung gekauft hat, habe der nasse, unsanierte Keller hohe Folgekosten verursacht. "Bei Bauangelegenheiten sollte künftig der Ausschuss gefragt werden, der sich mit so was auskennt", fordert Heinrich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort