Thailands Hymne und ihre Trierer Wurzeln

Trier. (ae) Ins goldene Buch der Stadt Trier trug sich Sudawan Schweikert, Enkelin des aus Trier stammenden Komponisten der thailändischen Nationalhymne, im Rahmen einer kleinen Feierstunde ein.

Begonnen hatte alles 1864, als der Trierer Pflasterer Jacob Veit nach Amerika auswanderte. Dort dirigierte er im amerikanischen Bürgerkrieg ein Blasorchester und nahm als kalifornischer Staatsbürger ein Studium der Musik auf. Auf einer anschließenden Weltreise fesselten ihn die Bande der Liebe an Thailand, wo 1883 Peter Veit geboren wurde. Dieser hatte die musikalische Ader seines Vaters offensichtlich geerbt und machte sich als Komponist einen Namen. Seine Bemühungen, europäische und asiatische Töne zu verbinden, brachte ihm die ehrenvolle Aufgabe ein, nach dem Sturz der absolutistischen Monarchie 1932 eine neue Nationalhymne für Thailand zu komponieren.Aus "Veit" wurde "Vadhayakorn"

Der Name Veit wurde zu "Vadhayakorn", was "der mit Taktstöcken umgehen kann" bedeutet. Sudawan Schweikert, geborene Vadhayakorn, ist die älteste Tochter des ältesten Sohns Peter Veits. Sie wiederum heiratete einen Amerikaner mit Wurzeln in Deutschland, Karl Schweikert. "Das Leben ist ein Kreis, der sich immer wieder schließt", meinte dieser anlässlich der Begrüßung im Rathaus. Dort bereitete Bürgermeister Georg Bernarding den Schweikerts, die von Sudawans Großcousin Wolfgang Steinborn und dessen Frau Gisela begleitet wurden, einen herzlichen Empfang. "Dass Sie uns besuchen, ist ein historischer Moment. Den müssen wir festhalten", sagte Bernarding. Eine Überraschung hatte er auch dabei. Als Vertreter des noch in Trier ansässigen Zweigs der Familie war Großcousin Martin Veit anwesend. Die Freude war riesig, zumal Wolfgang Steinborn vielfach vergeblich versucht hatte, weitere Verwandte ausfindig zu machen. "Ich komme heim", bemerkte Sudawan Schweikert gerührt und trug sich ins Gästebuch ein. "Sprechen Sie Deutsch?" wollte Bernarding von ihr wissen. "Nein", meinte sie. Sie könne nur noch folgenden Satz: "Mein Großvater war ein kloarer Mann." "Vielleicht", sagte der Bürgermeister. "Aber er hat viel geleistet und ist ein weiteres Beispiel dafür, wie rege die Trierer Verbindungen in alle Welt schaffen. Außerdem drängen sich doch Parallelen zur Sage um die Trierer Stadtgründung auf. Trebeta war auch ein Auswanderer, der in der Fremde Großes vollbracht hat". Heiterkeit begleitete diese Ausführungen, bis die Frage aufkam, wie die Hymne Thailands eigentlich klinge. Zur Überraschung aller sang Sudawan Schweikert die Melodie vor. "Das war eine fantastische Premiere", sagte Bernarding. Anschließend betrachtete die Familie alte Fotos und frischte Erinnerungen an den berühmten Vorfahren auf, der in Thailand 1968 ein Staatsbegräbnis erhalten hatte. Wolfgang Steinborn hatte schon vergangene Woche ein Familientreffen in Bonn arrangiert und will weiter nach Spuren suchen. "Jetzt probieren wir, das Auswandererschiff ausfindig zu machen, mit dem die Veits nach Amerika gingen", erzählte er. Sudawan Schweikert und ihr Mann werden ihre Fahrt durch Europa fortsetzen und weitere Angehörige ihrer großen Familie besuchen.

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