The Intersphere: Effektschleife in ferne Welten

Trier · Bräuchte man einen Soundtrack für das Überirdische, ständen die CDs von The Intersphere in der ersten Reihe. Zwischen sphärischen Gitarrensalven und rhythmischer Hypnose badeten die rund 100 Fans beim Auftritt der Mannheimer Popakademie-Abgänger im Exhaus über zwei Stunden in Endorphinen.

 Im Hals kratzt es, die Nase läuft. Trotzdem liefert Christoph Hessler, Sänger und Gitarrist, mit seiner Band The Intersphere Höchstleistungen im Trierer Exhaus ab. TV-Foto: Sebastian Klipp

Im Hals kratzt es, die Nase läuft. Trotzdem liefert Christoph Hessler, Sänger und Gitarrist, mit seiner Band The Intersphere Höchstleistungen im Trierer Exhaus ab. TV-Foto: Sebastian Klipp

Trier. Das aktuelle "Relations to the unseen"-Albumcover der Mannheimer Rockband The Intersphere überdeckt ganzheitlich die Bühne. Bassdrum-Fell, Bühnenbanner im Hintergrund und kleine Abdeckungen unter den Gitarrenverstärkern schüren die Erwartungen der rund 100 Besucher.
Zunächst überzeugt die Vorgruppe Not called Jinx mit alternativem Pop/Rock. Stilistisch lassen Fallout Boy oder Jimmy eat World beste Grüße ausrichten. Das von Sänger Kilian Peters skizzierte "Thekenproblem" - das Publikum befindet sich zu Beginn von Konzerten manchmal näher an der Theke, als an der Bühne - löst die Band mit mehrstimmigem Gesang und sehr verfänglichen Melodien.
Aufgewärmt und flugbereit durchbricht The Intersphere mit Feuersalven sphärischer Gitarrenriffs endlich die Umbaupause in eine andere Welt. Neue Stücke wie "Panic Waves" oder "The Ones We Never Knew" komplettieren die vier Mannheimer mit Songs aus der gesamten Band-Ära - das Konzert gleicht einem performten Best-of-Album. So dürfen sich die Zuschauer während der gesamten Oktober-Tour auch über Stücke vom ersten, noch unter dem Namen Hesslers veröffentlichten, Album "Small Ones brainpain" freuen. Zwischen Schlagzeuger Moritz Müllers hypnotisch gespielten Rhythmen bückt sich Gitarrist Thomas Zipner immer wieder zu den auf dem Boden aufgereihten Effektketten. Jeder Handgriff verspricht mehr Sphäre, neue raumentfaltende Sounds und eine Reise weit weg. Nach "Sleeping God", einer der stimmungsvollsten Höhepunkte, herrscht zunächst Dunkelheit, dann beamen euphorische Jubelschreie alle Anwesenden zurück ins Jetzt.
Für den aus Bitburg stammenden Bassisten Sebastian Wagner ist es ein besonderer Abend - fast das halbe Publikum meldet sich lautstark auf seine Anfragen, wer die Gruppe zum Karrierebeginn in regionalen Clubs wie dem Mergener Hof gesehen habe.
"Wir haben uns die Tage eine Grippe gefangen. Wir halten aber durch", hatte Sänger Christoph Hessler zu Konzertbeginn angedeutet, dann scherzhaft hinzugefügt, "noch." Gegen Ende des Sets wird deutlicher, welche Leistung Hessler bringt. Trotz Hustenattacken sitzt jeder Ton, als höre man die Studioalben. Die Inszenierung der Band, die 2012 mit "Hold on, Liberty!" erstmals einen Charterfolg landete, endet nach zwei Zugaben in frenetischem Applaus - und dem bitter-süßen Gefühl einer schönen Reise mit zu schnellem Ende.

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