Theater Trier: Weg frei zur Intendanz

Trier · Manfred Langner, Wunschkandidat der Findungskommission als Intendant fürs Trierer Stadttheater, kann seinen Vertrag in Stuttgart bereits 2018 beenden. Das bestätigte der 59-Jährige am Donnerstag dem TV. Heute will Kulturde8zernent Thomas Schmitt die Namen aller drei verbliebenen Kandidaten öffentlich machen.

Als Manfred Langner im Februar ankündigt, dass er seinen Vertrag als Intendant der Stuttgarter Schauspielbühnen nicht verlängern will, beginnt die Stuttgarter Zeitung ihren Bericht darüber so: "Warum geht er? Warum ausgerechnet jetzt?" Schließlich stehe das Haus mit seiner treuen Abonnentengemeinde, soliden Zahlen und einem abwechslungsreichen Spielplan glänzend da. Verglichen mit den Veröffentlichungen beim Weggang von Ex-Intendant Karl Sibelius aus Trier, könnte die Berichterstattung nicht gegensätzlicher ausfallen. Eine Kennerin der Stuttgarter Theaterszene bestätigt im Gespräch mit dem TV: "Nachdem, was man vom Trierer Ex-Intendanten gehört hat, ist Manfred Langner das genaue Gegenteil: seriös, den Haushalt im Blick, zurückhaltend, nicht extrovertiert, niemand, der knallig ist, sondern jemand, dem es zuerst um sein Theater und dann um seine Person geht." Mit klaren Worten hinterm Berg hält allerdings auch Langner nicht. Als der Stuttgarter Stadtrat 2013 den Vorschlag seiner CDU-Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann ablehnt, den städtischen Zuschuss für die Stuttgarter Schauspielbühnen von 2,65 Millionen Euro auf 3,1 Millionen zu erhöhen, schimpft Langner: "Das ist eine Katastrophe für unser Haus!" Seine Hausaufgaben zur Finanzierung der Schauspielbühnen kann man dabei durchaus als erledigt betrachten: Sein Einspielergebnis deckt 50 Prozent der Gesamtkosten, die Auslastung der beiden Bühnen liegt bei 80 bis 90 Prozent, mit rund 200.000 Besuchern - darunter 12.000 Abonnenten - pro Jahr sind die Stuttgarter Schauspielbühnen das Sprechtheater mit der höchsten Zuschauerzahl Baden-Württembergs. Zu den "Schauspielbühnen in Stuttgart" gehören das Alte Schauspielhaus, das eher Dramen, Klassiker und politische Stoffe zeigt, und die Komödie Marquart mit eher beschwingten Stücken, Komödien, auch mal ein Schwank auf Schwäbisch und prominenten Schauspielern des leichten Fachs, etwa Anita Kupsch oder Hugo-Egon Balder. Zu beiden Bühnen gehört kein festes Ensemble, manche Schauspieler sind aber regelmäßig zugast. "Gerade die zu Ende gegangene Spielzeit 2016/17 ist Manfred Langner sehr gelungen", sagt eine Stuttgarter Kulturexpertin. Sehr gute Kritiken gab's für den "Tanz auf dem Vulkan", den Langner selbst geschrieben hat und auch als Regisseur im Alten Schauspielhaus inszenierte. Das Stück beschäftigt sich mit dem Stuttgart der 1920er Jahre, zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Beginn der Nazi-Diktatur. Kein Sprechtheater, sondern eine Revue mit Tanzorchester und Schlagern und Songs aus den 20ern - inklusive einer Vertonung von Kurt Tucholskys "Küsst die Faschisten". Warum Langner trotz glänzender Rezensionen und keinem Dissens weit und breit aus Stuttgart weg will? Er habe mal angedeutet, wieder mehr Musiktheater machen zu wollen, heißt es. Seine Revue könnte ihn da auf den Geschmack gebracht haben. Im Drei-Sparten-Haus Trier hätte er dazu die Gelegenheit. Ein Hindernis, das den 59-Jährigen noch davon hätte abhalten können, an die Mosel zu wechseln, ist dabei bereits genommen: Der Trägerverein der Stuttgarter Schauspielbühnen hat offenbar grünes Licht gegeben, Langner früher aus seinem bis 2019 laufenden Intendantenvertrag zu entlassen. "Es wird kein Problem für mich sein, ein Jahr früher aus Stuttgart wegzugehen", bestätigte Langner jedenfalls am Donnerstag dem Trierischen Volksfreund.DIE SUCHE NACH TRIERS NEUEM INTENDANTEN

Der Trierer Stadtrat hat eine Findungskommission ist mit der Auswahl des künftigen Trierer Theaterintendanten beauftragt. Eine Fachkommission, zu der als Vorsitzender Kulturdezernent Thomas Schmitt gehört sowie die Trierer Personalamtschefin Beate Weiland, der Intendant des Theaters Koblenz, Markus Dietze, Bodo Busse als Intendant des Theaters Coburg und Michael Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Bühnenvereins, wählte zunächst aus 64 Bewerbern acht Kandidaten aus und reduzierte nach einer ersten Vorstellungsrunde auf drei Kandidaten. Ab der zweiten Vorstellungsrunde am vergangenen Dienstag waren auch die Vertreter der Trierer Stadtratsfraktionen stimmberechtigt: Dorothee Bohr (CDU), Markus Nöhl (SPD), Hermann Kleber (UBT), Tobias Schneider (FDP), Angelika Schmid (Linke), Peter Johannes Becker (AFD) und Johannes Wiegel (Grüne). Mit großem Konsens bestimmte die Gesamtkommission Manfred Langner zu ihrem Favoriten, zwei weitere Kandidaten stehen auf der Nachrückliste. Die eigentliche Wahl findet in der Stadtratssitzung am 28. Juni statt.

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