Therapeut auf vier Beinen

TRIER. Mehr Selbstvertrauen, Verantwortung übernehmen oder einfach Spaß haben: Sechs Kinder aus suchtkranken Familien machten den "Hundeführerschein" in der Fachstelle "Lichtblick" des Kinderschutzbundes.

Zwei gutmütig dreinblickende, gleichzeitig wache Augen, begleitet von Schwanzwedeln und freundlichem Beschnuppern: Amico schließt man sofort ins Herz. Amico ist zwei Jahre alt und hatte vergangene Woche eine wichtige Aufgabe. Als ausgebildeter Therapiebegleithund ließ er sich von sechs Kindern bei der Ferienaktion "Hundführerschein" der Fachstelle "Lichtblick" des Deutschen Kinderschutzbundes, Orts- und Kreisverband Trier, geduldig durch einen Parcours führen oder zu weiteren kleineren Kunststücken verleiten. Nicht nur Spaß allein stand im Vordergrund, sondern hinter der Aktion steht vor allem auch therapeutische Arbeit. "Die Kinder, die oftmals bereits viele negative Erfahrungen gemacht haben, können über den Hund eine positive Erfahrung machen", erklärt Marion Schmitt von "amico mio", die gemeinsam mit der Fachstelle diese Ferienaktion angeboten hat. Dass der Hund eine wichtige Rolle dabei spielt, dass die Kinder sich auch mal fallen lassen können, das sieht die Ergotherapeutin ganz deutlich: "Die Tiere drücken sich über Körpersprache aus, Kind und Tier haben einen direkten Zugang zueinander, und das Tier nimmt das Kind so wie es ist." Das sei ein "Riesenvorteil", den der Hund gegenüber dem Therapeuten habe, so Marion Schmitt. So sei es gerade für Kinder aus suchtkranken Familien, die oftmals unter Vertrauensverlust und Kontakt- und Beziehungsstörungen litten, ideal, über den Hund auch Emotionen zu zeigen und rauszulassen. "Auch die Selbstsicherheit der Kinder wird gestärkt, indem sie Kommandos an den Hund weitergeben", weiß Christiane Bottermann von der Fachstelle "Lichtblick". Am Ende der Woche konnten die Kinder im Alter von neun bis 15 Jahren dann in einer Abschlussvorführung Verwandten und Freunden das Erlernte vorführen und das Abschlusszertifikat, den "Hundeführerschein" mit nach Hause nehmen. Und nicht nur das. Gegenseitige Rücksichtnahme, mal eine Pause einlegen, wenn es zu viel wurde und sich an Regeln halten, auch das waren Erfahrungen, die die Kinder selbst erkannten und für wichtig empfanden. Noch etwas bleibt: Die Gruppe hat sich zusammen sehr wohl gefühlt, und die Teilnehmer wünschen sich ein Nachtreffen. "Eventuell ist hier also ein Grundstein gelegt worden für weitere Gruppenarbeit", freut sich Ute Isselhard-Thinnes, die ebenfalls bei "Lichtblick" arbeitet. Und auch Amico darf wohl wieder kommen. Denn ihn haben nicht nur die Fachkräfte von "Lichtblick", sondern auch die Kinder schätzen gelernt.

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