Tierheim kämpft ums Überleben

TRIER. Das Tierheim Trier-Zewen steht vor dem finanziellen Aus. Das einzige Tierheim in der Region muss pro Jahr einen Verlust in Höhe von 40 000 Euro verbuchen. Andreas Lindig, Leiter des Heims und Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Tierschutzbundes, macht einigen Kommunen heftige Vorwürfe: "Sie weigern sich, die Pauschalen für die Fundkatzen in ihrem Beritt zu zahlen."

Ein Hund kann abhanden kommen. Er läuft entweder freundlich wedelnd einer neuen Familie zu oder sorgt - zwar ohne jede Absicht, doch eine frei herumlaufende Dogge ist ein imposanter Anblick - für Unruhe. So oder so landet Strolch oder Bello im Tierheim, wenn der Finder ihn nicht behält und der Besitzer nicht auftaucht. Die Verbandsgemeinde, in der das Tier gefunden wurde oder zugelaufen ist, beteiligt sich mit einer Pauschale an seiner Versorgung. Das System funktioniert mit Hunden, scheint jedoch zu versagen, sobald es um Katzen geht. "Manche Verbandsgemeinden zahlen für ihre Fund-Hunde, leugnen jedoch die Existenz von Fund-Katzen und zahlen keinen Cent", sagt Andreas Lindig. "Bisher konnten wir die Tiere dennoch versorgen, aber alle Finanzpolster sind aufgebraucht. Wir haben nichts mehr in Reserve." Das Tierheim sei in ernster Gefahr. Lindig definiert den Begriff Fund-Katze: "Der Halter hat die Versorgung eingestellt, aber die Katze ist die Pflege durch den Menschen gewöhnt und braucht Hilfe." 70 Katzen versorgt das Tierheim momentan, zeitweise sind es bis zu 180. Die Versorgungspauschale liegt pro Tag und Katze bei fünf Euro. Lindig: "Manche Kommunen kommen der Verpflichtung nicht nach, für die von uns erbrachte Dienstleistung zu zahlen." Fünf Euro pro Tag - man muss eine größere Rechnung aufmachen, um zu erkennen, wieso diese Summe die Existenz des Tierheims gefährdet. 1200 bis 1500 Tiere werden jährlich im Trierer Tierheim gepflegt. Der Tierschutzverein Trier hat als Träger laufende Betriebskosten von 360 000 Euro pro Jahr. Spenden, Mitgliedsbeiträge, Erbschaften und öffentliche Gelder machen die Hälfte dieser Summe aus. Die andere Hälfte muss erwirtschaftet werden. Pro Katze oder Hund fallen Kosten von 250 bis 300 Euro an. Einiges davon lässt sich zurückholen, wenn sich der hoffentlich zahlungswillige Eigentümer findet. Die Stadt Trier zahlt eine Pauschale von 38 500 Euro für Unterbringung und Verpflegung von Fundtieren. Verbandsgemeinden zahlen pro Tier meist eine Standardgebühr. Prüm zahlt 10,50 Euro bei Hunden und fünf Euro bei Katzen. Konz und Saarburg zahlen dagegen für "ihre" Katzen nicht. "2006 hatten wir 17 Katzen aus Konz und 19 aus Saarburg in Pflege", sagt Lindig. Das wären 180 Euro pro Tag, im Schnitt 5400 Euro pro Monat. Auch Ruwer, Schweich und Trier-Land weigern sich laut Lindig, die Katzen-Pauschale zu zahlen. Neun Angestellte und zwei Tierpfleger-Azubis arbeiten im Tierheim Trier-Zewen. Eine Vollzeit- und eine Ausbildungsstelle wurden bereits gestrichen. Das Team versucht, mit Festen und Basaren so viel wie möglich zusätzlich rauszuholen. "Wenn es so weiter geht, steht das Ende bevor", sagt der Tierheim-Chef. "Wir können nur auf eine größere Erbschaft hoffen." Die Verbandsgemeinden sehen die Sache anders. "Herr Lindig jammert seit Jahren und soll seine Ansprüche erst einmal belegen", wettert Winfried Manns, Bürgermeister der VG Konz. "Ich bin nicht der Ansicht, dass wir zahlen müssen." Ruhiger reagiert Leo Lauer, Bürgermeister der VG Saarburg: "Das Tierheim ist eine wichtige Institution, die erhalten bleiben muss. Ich bin gesprächsbereit, man muss das Thema noch einmal generell prüfen."

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