Tierisch dünn: En deer Deer

Bei einer Feier neulich tauchte unerwartet eine alte Bekannte auf, die alle Anwesenden seit deren Jugentagen nicht mehr gesehen hatten.Der Kommentar von Tant Griddi angesichts ihrer heutigen Körperfülle: "Frijer waor ett suu en Schleider (die Hände bewegen sich parallel im Abstand von acht Zentimetern senkrecht abwärts), heit giet ett dorsch kaan Dier mie!" (Übersetzungshilfe: Schleider = Holzspan, Splitter.

 Horst Schmitt.Foto: privat

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Foto: (h_lalu )

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Das war ein Beispiel für die etwas drastische Trierische Sprache, wenn Körperfülle oder Magerkeit Gegenstand des Spottes sind.
Eine magere Person bezeichnet man in der Mundart als deer, rabbelisch, deierlisch, aoschärisch oder armsielisch.
En deer Deer (ein dünnes Tier) ist eine magere junge Frau. Der Trierer beschreibt sehr bildhaft die Grazilität von Untergewichtigen: Aon dämm öss neist draon, dorsch dä kannsde dorsch kuggen und rät: Kugg, datt ebbes aon deisch kömmt und maach, datts de watt obb de Röbbe kries.
Körperfülle dagegen wird als Beleg für Gesundheit, Kraft und Lebensfreude schon eher respektiert, wenn sie sich noch nicht im Bereich der Fettleibigkeit bewegt. Dä stiet gut ömm Fuuder, dän öss gut iewer de Wönnder komm und datt öss e gammer Kärlschi, heißt es da.
Wer allerdings fettleibig, dögg u fädd daher kommt, bekommt dann auch sozusagen sein Fett ab. Besonders der meist dicke Bauch ist Zielscheibe der Beschimpfungen: Balsch, Dreib, Panz, Rannzen oder Wammb hält die Mundart an Substantiven bereit. Gänzlich uncharmant heißen Frauen Flumm, Fumm, Tonn oder Lafumm, Männer Dammpwallz, Kefdeschmungker (rotwelsch, Kefd = Gesäß, Schmungker = Fett) oder Päärdsaorsch.
Heute verzichte ich einmal (fast) ganz auf Übersetzungen vom Trierischen ins Hochdeutsche. Ich finde, dass saftige Mundartsprache sich fast selbst erklärt und dass sie durch die ständigen Einschübe zu sehr Ursprünglichkeit verlieren würde.

Die besten Kolumnen von Horst Schmitt und Josef Marx sind in dem Buch "Milljunen Leit - mindestens drei" nachzulesen, das im Trierer Verlag Michael Weyand erschienen ist.
Das Buch ist für 11,95 im Trierer Handel erhältlich und im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund-shop.de" text="www.volksfreund-shop.de" class="more"%>

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