Tod nach 105 Jahren

HEILIGKREUZ. Die Besucher des Konzerts in der Aula des Angela-Merici-Gymnasiums Trier erlebten eine historische Stunde: Der Männergesangverein Trier-Heiligkreuz macht nach 105 Jahren Schluss. Er gab sein letztes Konzert.

"Ich kann das einfach nicht verstehen, dass unser Männergesangverein aufhört", sagt eine Frau zu ihrer Begleiterin. Dabei hatte der Männergesangverein Trier-Heiligkreuz (MGV) gerade sängerisch aufgetrumpft beim Konzert in der Aula des Angela-Merici-Gymnasiums - jener Ort, der für den Chor zur zweiten Heimat wurde. Dort erfreuten die Sänger über viele Jahre mit ihren Konzerten ihr Publikum. Genau so wie an diesem Abend (mit den hervorragenden Solisten Beatrice Bergér, Sopran und Horst Lorig, Bass sowie Klauspeter Bungert, Klavier). Die Sänger bestechen durch reife sängerische Leistung, auf dem Programm steht volkstümliches Liedgut. Der MGV verabschiedet sich von seinem Publikum mit einem musikalischen Programm unter dem Motto "Lieder der Welt - Welt der Lieder" und einem bunten Melodienstrauß, der musikalische Stationen in Südafrika, den USA und Japan macht. Es ist ein homogener Klangkörper, der sich den Besuchern zum Abschluss präsentiert.Zum Schluss sangen nur noch 18 Männer mit

Was täuscht, sind die 27 Sänger. Denn die eigentliche Mannschaft hat sich ("wenn alle da waren") auf 18 dezimiert, eröffnet Chorleiter Achim Müller am Konzert-Ende seine Ansprache. Das sei entschieden zu wenig. Bei der Verstärkung des heutigen Abends handele es sich um Gastsänger und "reaktivierte" ehemalige Heiligkreuzer Aktive, die das letzte Jahr "ihres" Chors noch mitmachen und -erleben wollten. Müller sagt: "Jedem war klar, so kann es nicht weiter gehen." Trotz zweier Versuche scheiterte die Zusammenarbeit mit einem anderen Chor. "Wir sind nicht der erste Chor, der diesen Schritt gehen muss", sagte Müller. Das Traurige dabei: "Wir werden auch nicht der letzte Chor sein, der diesen Schritt gehen wird." Eine Einschätzung, die Hans-Joachim Schrodt, Vorsitzender des Sängerkreises Trier-Stadt, teilt. Der hohe Altersdurchschnitt der 700 Sänger im Sängerkreis sei ein großes Problem: "Wir kriegen keine jungen Leute rein." MGV-Vorsitzender Helmut Hartmann (60) bedauert den "unumstößlichen Schritt". Man habe alles versucht, den Chor am Leben zu halten. Im Dezember werde es die gewohnte Weihnachtsfeier geben und dann sei endgültig Schluss. Die Versammlung, was mit dem Vereinsvermögen passieren soll, plant der Vorsitzende für Januar. Hartmann weiter: "Ich hätte nie gedacht, dass ich der Vorsitzende sein werde, der das Licht ausschaltet."

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