Todesschuss in Trierer Kleingarten: War Streit um Rasenmäherlärm der Auslöser?

Trier · Gegen den 61-Jährigen, der am vergangenen Freitag einen 68-jährigen Nachbarn in einer Kleingartenanlage in Trier-Euren erschossen haben soll, ist Haftbefehl wegen Totschlags erlassen worden. Zwischen den beiden Männer gab es offenbar eine Dauerfehde mit mehreren Eskalationsstufen.

 In dieser Kleingartenanlage spielten sich dramatische Szenen ab.

In dieser Kleingartenanlage spielten sich dramatische Szenen ab.

Foto: Agentur Siko

Nur das rot-weiße Absperrband vor dem Grundstück des Tatverdächtigen deutet am Sonntag noch darauf hin, dass im Distrikt Langenberg zwischen den Stadtteilen Euren und Zewen etwas passiert sein muss. Ansonsten liegt die Kleingartenanlage idyllisch am Waldrand; etwa 100 Häuschen gibt es hier, das schöne Wetter hat viele Kleingärtner ins Grüne gelockt.

Dabei ereignete sich am Freitagnachmittag hier eine Tragödie: Kurz vor 14 Uhr war es, als ein 61-Jähriger aus Trier seinen Nachbarn, einen 68-jährigen Rentner aus Konz, niedergeschossen haben soll. Am Samstag wurde der Tatverdächtige dem Haftrichter vorgeführt. Der Haftbefehl lautet auf Totschlag; Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei ermitteln.

Der Schuss am Freitagnachmittag scheint die letzte, tödliche Stufe einer immer weiter eskalierenden Fehde zwischen den beiden Rentnern gewesen zu sein. Dem Volksfreund bestätigen mehrere Kleingärtner der Anlage bei Euren, dass es schon häufiger lautstarken Streit gegeben hat. Und es sei auch schon vor der Tat am Freitag zu handgreiflichen Auseinandersetzungen gekommen, wissen Nachbarn, die namentlich nicht genannt werden wollen.

So habe der Tatverdächtige beispielsweise einmal sein Radio an seine Grundstücksgrenze gestellt und "Schlagermusik auf volle Lautstärke gedreht". Und das nur, um seinen Nachbarn zu ärgern. Das Gartenhäuschen des 68-Jährigen liegt etwa 50 Meter entfernt, die Grundstücke liegen schräg gegenüber und sind durch einen Weg getrennt. Es heißt, der 61-Jährige habe dort Tag und Nacht gelebt, sei handwerklich begabt. Das äußere Erscheinungsbild des Grundstücks spricht dafür: großes, gepflegtes Gartenhaus mit Photovoltaikanlage, Satellitenschüssel und schöner Terrasse.

Eurens Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz schätzt, dass rund zehn Menschen ständig in dem Kleingartengebiet wohnen. Viele Lauben seien ohne Baugenehmigung errichtet, aber die Stadt dulde es.

Vor etwa drei Jahren soll es zwischen den verfeindeten Männern auch zu Gewalttätigkeiten gekommen sein. Der Tatverdächtige habe seinen Nachbarn mit Pflastersteinen beworfen - und unter anderem am Kopf getroffen. Auch der herbeigeeilte Sohn habe "etwas abbekommen". Offenbar ging es auch hier um Lärmbelästigung.

Was den Krach angeht, soll auch der 68-Jährige nicht zimperlich gewesen sein. Auf einem angemieteten Nachbargrundstück steht eine Kreissäge, daneben ein großer Stapel Holz. Ja, er habe es schon mal mit dem Holz machen übertrieben, sagt ein Nachbar, auch habe er einem anderen Nachbarn beim Anlegen eines Grundstücks geholfen - bis abends unter Einsatz eines Traktors.

Lärm als Auslöser?

Auch als am vergangenen Freitag die Dauerfehde ihren tragischen Höhepunkt erreichte, soll Lärm der Auslöser gewesen sein. Ein Kleingärtner berichtet, dass der Tatverdächtige einen Rasenmäher an der Grundstücksgrenze abstellte und laufen ließ. Das soll den 68-Jährigen so provoziert haben, dass er "den Rasenmäher kaputtschlagen wollte". Was dann passierte, darüber kann man nur spekulieren.

Fest steht nur: Der Kleingärtnerkrieg fing harmlos an und endete tödlich. Der Sohn, der keinen Vater mehr hat, hat ein hölzernes Kreuz am Grundstückszaun angebracht.

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