Toleranz mit Beilage

TRIER. Gefeierte Integration: Zum zehnten Mal veranstaltete der Trierer Ausländerbeirat am Sonntag sein "Internationales Fest" auf dem Viehmarkt. Exotisches Essen und ein multikulturelles Musikprogramm lockten auch in diesem Jahr wieder Tausende auf den Platz zwischen Ungers-Vitrine und Europahalle.

Wenn Liebe durch den Magen geht, dann ist der Viehmarkt ein Ballungsgebiet der Frühlingsgefühle. Zumindest an diesem Tag, an dem der Ausländerbeirat zu seinem zehnten "Internationalen Fest" eingeladen hat und der Platz mehr denn je zur multikulturellen Fressmeile mutiert ist: Spezialitäten aus aller Herren Länder werden geboten, von Indien über Palästina und den Libanon bis nach Portugal reicht der Speisezettel. Auch Togo ist vertreten: Emilie Valentin und ihr Mann Amedekanya Etienne Columbo zaubern Molu mit Koklobo in Töpfen und auf Teller. Den Westafrikanern ist die Begeisterung sichtlich anzumerken; schließlich debütieren sie an diesem Tag mit Stand und togolesischen Kochkünsten, und mit der Resonanz sind beide "sehr zufrieden". Längst hat sich das Internationale Fest auf dem Viehmarkt etabliert, doch die ursprünglichen Anliegen der Veranstaltung sind noch immer dieselben und bis dato aktuell geblieben. Darauf weist auch die Portugiesin Maria de Jesus S. Duran-Kremer hin: Um "gegenseitige Anerkennung, Respekt und Vertrauen" zwischen ausländischen Mitbürgern und Deutschen müsse immer wieder neu gerungen werden, appelliert die Vorsitzende des Ausländerbeirats an die zahlreichen Besucher. Wirkliche Integration sei jedoch erst dann erreicht, wenn auch die ausländischen Mitbürger hierzulande in vollem Umfang für ihre Interessen eintreten könnten, ist Duran-Kremer überzeugt. So spricht sie sich denn auch für ein kommunales Wahlrecht "für alle Mitbürger", also auch für Nicht-EU-Bürger, auf. Die Landesbeauftragte für Ausländerfragen, Maria Weber, appelliert derweil mit Nachdruck an die Integrationsbereitschaft der ausländischen Mitbürger: Die deutsche Sprache sei hierzulande die Grundlage jeder Integration, sagt Maria Weber und fordert dazu auf, entsprechende Sprachkurse wahrzunehmen, "um noch besser mit den Einheimischen kommunizieren zu können"."Globalisierung fängt beim Nachbarn an"

Bürgermeister Georg Bernarding nutzt die Veranstaltung für eine klare Absage an "Intoleranz und Extremismus": Trier sei eine "offene und tolerante Stadt" und die Ablehnung von Ausländerfeindlichkeit der "große demokratische Konsens" in allen Gremien der Stadt. Dafür erntet Bernarding an diesem Tag viel Applaus und Duran-Kremer wird später loben, mit "wie viel Würde" Trier bislang rechtsextremistischen Tendenzen widerstanden habe. Wie sehr der "ethnische und kulturelle Pluralismus" (Duran-Kremer) die Stadt bereichert, zeigt ein Blick auf Bühne und Festprogramm: Dort findet sich palästinensische Volksmusik ebenso wie israelisches Liedgut. Griechische Folklore wechselt sich mit russischen Tänzen ab. "Globalisierung fängt beim Nachbarn an", sagt die Vorsitzende des Ausländerbeirats. Und es klingt alles andere als bedrohlich.

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