Tom darf vorerst bleiben

PALLIEN/BIEWER. Erfolgreicher Widerspruch: Nachdem ein Anwalt eingegriffen hat, dürfen die Waldbewohner im Forst zwischen Pallien und Biewer vorerst bleiben. Die Stadt hatte ihnen zuvor einen Räumungsbescheid an die Hütten geklebt.

Von idyllischer Ruhe ist am Mittwochmorgen um 8 Uhr im Stadtwald nichts zu spüren. Mehrere Fernseh-Kamerateams und Pressevertreter sind gekommen, um beim Abschied der vier Waldbewohner von ihrem Zuhause dabei zu sein. "So viel war hier noch nie los", kommentiert Bewohner Robert angesichts der ungewohnt vielen Besucher. Bis zu diesem Mittwochmorgen hatte die Stadt ihnen Zeit gelassen, ihr tragbares Hab und Gut wegzubringen und sich eine neue Bleibe zu suchen (der TV berichtete). Dann sollte der Abriss der Hütten beginnen - aus Sicherheitsgründen, wie Revierförsterin Kerstin Bendiks sagt. Habseligkeiten sind verstaut

"Alles ist leer geräumt", berichtet Aussteiger Tom Schmidt, der seit etwa 18 Monaten in dem Wald lebt. "Leben ist da drin jetzt nicht mehr möglich." In einem Koffer und in einer großen Wolldecke hat er seine restlichen Siebensachen verstaut. Freiwillig möchte er seine Waldidylle nicht verlassen, doch er weiß, dass die Mitarbeiter der Stadt zusammen mit Revierförsterin Kerstin Bendiks kommen werden, um mit den Räumarbeiten zu beginnen. Gegen 9 Uhr passiert es dann: Revierförsterin Bendiks und der städtische Pressesprecher Jürgen Backes marschieren am roten Container am Eingang des Waldes vorbei, in den die Bewohner das, was sie nicht mehr brauchen, werfen sollten. Sie machen sich auf den Weg zur Hütte von Tom. Dort wartet die Revierförsterin mit einer Überraschung auf: Die Räumung wird auf einen unbestimmten Termin verschoben. Grund: Bündnis 90/Die Grünen hatten Tom einen Anwalt besorgt. Der hatte Formfehler im Räumungsbescheid geltend gemacht und Widerspruch eingelegt. Bis ein Gericht entscheidet, sind der Stadt die Hände gebunden. "Wir nehmen den Widerspruch hin und lassen ihn vom Rechtsamt prüfen", sagt Pressesprecher Backes. Tom reagiert gelassen. "Ich kann mir nun mehr Zeit lassen." Allerdings ist seine Hütte soweit ausgeräumt, dass er dort nicht mehr leben kann. Vorerst wird er in einem Zelt übernachten. Auch Robert hat einen vorläufigen Unterschlupf gefunden, er übernachtet bei einem Freund. Beiden liegen bereits Angebote vor, sich auf Privatgrundstücken niederzulassen. "Das ist schön", freut sich Tom. Auch die vielen Reaktionen der TV-Leser, die sich überwiegend dafür ausgesprochen haben, dass die Wohnungslosen ihr Obdach im Wald behalten dürfen, haben die Betroffenen bewegt.Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns an: echo@ volksfreund.de

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