Top-Lage zu Top-Preisen

Im "Herz-Jesu-Garten" sucht das Landesmuseum zurzeit nach antiken Bauresten. Nächste Woche schon beginnt der Umbau des alten Klinikbaus. Insgesamt sollen auf dem Gelände bis 2011 rund 130 Wohneinheiten entstehen.

Trier-Süd. Allein das alte Klinikgebäude und die Bäume erinnern zwischen Friedrich-Wilhelm-Straße und Weidegasse an die gut einhundert Jahre, in denen im Herz-Jesu-Krankenhaus Babys zur Welt kamen und psychisch Kranke therapiert wurden. Bis auf das ursprüngliche Krankenhaus von 1898 sind die alten Klinikbauten längst abgerissen, das Landesmuseum hat auf dem Gelände mit seinen archäologischen Grabungen begonnen. Grabungsleiter Joachim Hupe ist "sehr zufrieden" mit dem Ergebnis der Verhandlungen mit der Trierer Wohnungsbaugesellschaft GBT, die das rund 15 000 Quadratmeter große Gelände entwickelt. Nur wo bereits Keller und Fundamente ehemaliger Gebäude existieren, darf in die Tiefe gebaut werden. Ansonsten werden die Wohnhäuser auf höchstens 80 Zentimeter im Boden liegende Fundamentplatten gegründet. Dort prüfen Hupe und sein Team, ob Bodenschätze gerettet werden müssen. Herausragendes habe man noch nicht gefunden, erklärt der Archäologe. "Ein halbes Jahr Grabungszeit ist mit der GBT vereinbart, das sollte für die Bergung eventueller wertvoller Funde reichen."Mit dem Bau der ersten von vier elliptischen Wohnanlagen will die GBT im April 2009 beginnen. Bis 2011 sollen drei weitere eiförmige, bis zu 18 Meter hohe Wohnhäuser mit insgesamt 54 Eigentumswohnungen entstehen. Dazu kommen 15 bis 17 Reihen-Einfamilienhäuser entlang der Weidegasse; moderne dreigeschossige Kuben mit je rund 130 Quadratmetern Wohnfläche, Dachterrasse und 200 bis 250 Quadratmetern Grundstück. In der Nikolausstraße entsteht ein Satteldach-Mietshaus (rund 31 Wohnungen), in der Friedrich-Wilhelm-Straße, gleich neben dem Klinik-Altbau, ein Flachdachhaus mit 19 Wohnungen. Alte Bäume bleiben erhalten

Der alte Baumbestand bleibt im von den Trierern getauften "Herz-Jesu-Garten" erhalten. "Den Parkcharakter verstärkt ein Fuß- und Radweg quer über das Gelände", betont Peter Becker, Bezirksdirektor der LBS Immobilien GmbH, die das Gelände für die GBT vermarktet. Merklich stolz ist er auf das Bebauungskonzept, mit dem das Trierer Architekturbüro Müller und Partner 2006 den Architektenwettbewerb gewonnen hatte: "Es gibt kein vergleichbares Angebot in City-Nähe", freut sich Becker. Das Angebot hat seinen Preis: 2400 bis 2500 Euro werden pro Quadratmeter für die Eigentumswohnungen fällig, rund 340 000 Euro kosten die Reihenhäuser. "Das Interesse bei unseren Kunden ist groß", sagt Becker, "das Publikum ist durchschnittlich über 50 Jahre alt, Anfragen von Familien mit Kindern haben wir für die Eigentumswohnungen noch nicht." Auch deswegen sollen auf dem Gelände selbst wohl nur kleine "Spielinseln" entstehen und nicht - wie von der Landesbauordnung vorgesehen - ein größerer Kinderspielplatz. "Dafür bezuschussen wir aber die Renovierung des Spielplatzes auf dem Schulhof in der Friedrich-Wilhelm-Straße mit über 100 000 Euro", erklärt Stefan Ahrling, Geschäftsführer der GBT, die sich die Bebauung des Herz-Jesu-Gartens bis zu 32 Millionen kosten lässt. Das alte Krankenhaus ist darin nicht eingeschlossen: Das Gebäude gehört der Butzweilerer Baugesellschaft Concept, die in der nächsten Woche mit dem Umbau beginnt: Neun Eigentumswohnungen zwischen 100 und 220 Quadratmetern und ein Büro werden eingebaut. "Das Gebäude mit seinen tragenden Wänden und die Deckenhöhen bleiben erhalten", erklärt Architekt Manfred Müller. Die Fassade soll ihr bauzeitliches Aussehen zurück erhalten. Der in den 90er-Jahren gebaute gläserne Klinikeingang wird rückgebaut und der alte Eingang reaktiviert. Rückwärtig erhält der Altbau dafür allerdings angebaute Stahlbalkone. Meinung Kinderfreie Zone Zu Recht haben das Architekturbüro Müller und die GBT den Wettbewerb um die Bebauung des Herz-Jesu-Gartens gewonnen: Der Entwurf ist originell, die elliptischen Formen beuten den bebaubaren Raum nicht bis auf den letzten Winkel aus. Die Reihenhäuser schmiegen sich der Weidegasse an. Durch die Nähe zur City und die großen Grünflächen wird das Gelände im nächsten Jahrzehnt zu Triers Top-Lagen gehören - auch wenn man sich für den an den Krankenhaus-Altbau anschließenden Kubus eher eine spitze Dachform gewünscht hätte. Dass es einen großen Kinderspielplatz auf dem hohen Niveau der sonstigen Bebauung im Herz-Jesu-Garten nicht geben wird, ist ein weiterer Wermutstropfen. Bei bis zu 32 Millionen Investitionssumme haben die GBT dabei wohl nicht nur die Kosten abgeschreckt. Eher dürften die zu erwartenden Beschwerden der voraussichtlich älteren und gesetzten Eigentümer eine Rolle dabei gespielt haben, dass der Herz-Jesu-Garten zur kinderfreien Zone wird. Die Baugesellschaften kennen das: Wer so viel Geld im Portmonee hat, um sich in eine teure Wohngegend einzukaufen, der bildet sich leider häufig das Recht ein, Spielplatzlärm vor der eigenen Haustür nicht ertragen zu müssen. c.wolff@volksfreund.de

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