Tosender Applaus für Bühnen-Wahnsinn

Durchgeschüttelte Bauchmuskeln und von Lachtränen durchtränkte Taschentücher - das war die Bilanz der Premiere von "Der nackte Wahnsinn", mit der das Satiricon-Theater am Samstag in der Tufa Jubiläum feierte.

 Begeistert klatscht das Publikum beim Satiricon-Theater.TV-Foto: Anke Emmerling

Begeistert klatscht das Publikum beim Satiricon-Theater.TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Vor 15 Jahren hatte das Ensemble die turbulente Komödie um Theater auf und hinter der Bühne erstmals erfolgreich aufgeführt und sich damit in der Trierer Theaterlandschaft etabliert.Die Idealvorstellung eines Festes ist, dass alle Beteiligten, Gastgeber wie Gäste, richtig Spaß haben. In diesem Sinne konnte das Satiricon-Theater zur Feier seines 15-jährigen Bestehens keine bessere Wahl treffen, als noch einmal "Der nackte Wahnsinn" von Michael Frayn auf die Bühne zu bringen. Die Gäste im vollbesetzten kleinen Saal der Tufa, dem "Stammhaus" der Gruppe, erlebten Irrwitz pur, britischen Humor vom Feinsten, vor allem aber Darsteller, die mit Herzblut, Witz und Tempo durch und durch überzeugten.Das nicht zuletzt deshalb, weil ihnen das Thema des Stücks viel Raum zur Selbstironie bietet. "Hier wird das Theatervölkchen so schön auf die Schippe genommen, das bietet sich für ein Bühnenjubiläum einfach an", sagt Hannah Swoboda, die wie Helmut Rach zu den "Urgesteinen" des von Karsten Müller (ehemaliger künstlerischer Leiter der LGS) gegründeten Satiricon-Theaters gehört. Der Name der Truppe ist Programm, mit humorvoll-satirischen Inszenierungen wie Hase Hase, Currywurst mit Pommes oder dem selbst geschriebenen "Supermarkt" hat sie Orte wie Tufa, Telekom-Innenhof und Landesgartenschau bespielt: "Wir haben in Trier eine Nische besetzt", sagt Hannah Swoboda.Ihre neue alte Produktion "Der nackte Wahnsinn" ist eine rasante Komödie, ein Stück im Stück um eine zweitklassige Theatergruppe und ihre drittklassige Produktion. Drei Akte zeigen drei verschiedene Perspektiven. Im ersten ist es eine total chaotische Generalprobe, in der Text und Requisiten vergessen, Schauspieler vermisst werden und die Anwesenden den Regisseur mit Unverständnis und Unvermögen zum Wahnsinn treiben. Der zweite Akt zeigt die gleiche Szene als 50. Aufführung, allerdings hinter den Kulissen - das Bühnenbild aus Wänden mit eingelassenen Türen ist umgedreht. Dieser Teil ist der absolute Höhepunkt an grotesken und zum Brüllen komischen Situationen und er ist der, der das Können von Sandra Karl, Aaron Braun, Hanna Swoboda, Bernhard Dübon, Karin Nossem, Helmut Rach, Martin Gesthuisen, Pascal Mangrich und Karin Jostock am besten herausstellt. Denn sie spielen das Stück im Stück außerhalb des Zuschauer-Blickfeldes als "Hörspiel", parallel und sichtbar aber etwas ganz anderes in Pantomimenform: die wahren Dramen aus Eifersucht und Rachgier innerhalb der Schauspielertruppe. Klar, dass sich im dritten Akt, der 100. Aufführung (wieder aus Ursprungsperspektive), der Wahnsinn verselbstständigt. Aber trotz zu vieler glitschiger Sardinen, durch Nasenstüber und Kaktusstacheln lädierter Körperteile und dreifach besetzter Einbrecherrolle findet das Stück im Stück ein Happy End. Die Darsteller des Satiricon-Theaters werden für ihre Leistungen mit tosendem Applaus gefeiert. Hier stimmt einfach alles, von der Besetzung der Rollen, die der jeweiligen Persönlichkeit bestens entsprechen, über die den Humor- und Spannungsbogen verdichtende Regie bis zur Ausstattung.Termine: 28., 29. September und 6. Oktober um 20 Uhr, Matinee am 7. Oktober um 11 Uhr. Infos: www.satiricon-theater.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort