Tränen der Enttäuschung

RUWER. Heftige Emotionen hat ein Vorstandsbeschluss des Turnvereins Ruwer hervor gerufen. Der bisherige Hauptübungsleiter Markus König ist seiner Aufgabe entbunden. Aus Solidarität wollen vier weitere Übungsleiter aufhören. Damit stehen 60 Kinder zum Jahreswechsel vor dem vorläufigen Ende ihrer sportlichen Karriere im Geräteturnen - ihre Eltern fühlen sich düpiert.

Am 5. Dezember erhielt Markus König die Kündigung des Vereins zum Jahresende. Wie ihm gesagt wurde, wegen einer "Umorientierung des Vereins". Hintergrund: Zum Geräteturnen in Ruwer kamen immer mehr Kinde aus dem gesamten Umkreis. Doch der Turnverein möchte zukünftig verstärkt Ruwerer Kindern in der vereinseigenen Turnhalle sportliche Angebote machen. Schon länger hatte es deshalb zwischen dem Vorstand und dem Trainer gegärt. Die Eltern wussten nichts von den Vorgängen und sehen sich mit der überraschenden Kündigung, die ihnen nur von König mitgeteilt wurde, vor vollendete Tatsachen gestellt.Kein Konzept für betroffene Sportler

Grundsätzlich ist diese Entscheidung des Vorstands legitim. Kritisiert wird von den betroffenen Kindern und Eltern allerdings die Art, wie diese Umorientierung vonstatten geht. Bei einem Gespräch zwischen Vorstand und Eltern sei noch immer kein schlüssiges Konzept genannt worden, wie es mit den jungen Sportlern weiter gehen soll, heißt es aus Elternkreisen.Bislang wurden von sechs Trainern rund 80 Kinder betreut. Und zwar in einer leistungsorientierten Form, die offenbar von etlichen Eltern geschätzt wird. Schließlich kommen die Kinder aus umliegenden Orten, zwei sogar aus Saarburg - das Angebot für Geräteturnen in der Region ist rar. In rund 25 Zeitstunden werden die Kinder wöchentlich im Geräteturnen unterwiesen. "Damit wird unsere vereinseigene Halle zu lange belegt", meint Bärbel Eich, Vorstandsmitglied des Vereins. Sie lobt König als einen der besten Trainer im Umkreis. Gleichwohl spricht sie davon, dass dem Vorstand die leistungsorientierten Gesichtspunkte bei der Auswahl von Sportlern missfallen habe. König sucht regelmäßig in den Grundschulen in der Region nach Talenten. Diese Kinder trainieren dann bis zu dreimal wöchentlich in Ruwer an den Geräten.Aus Solidarität zu dem langjährigen Hauptübungsleiter König haben weitere vier Trainer für Geräteturnen erklärt, ihre Posten abzugeben. Damit ist für 60 Kinder vorläufig Schluss mit Flic-Flac und Schwebebalken - wie es weiter geht, weiß niemand von den Eltern. "Die Arbeit von König und die Zielsetzung des Vereins sind in den vergangenen Jahren beständig auseinander gelaufen", sagt Eich, die dennoch die Fortsetzung des Geräteturnens und eine Neuverpflichtung anderer Trainer in Aussicht stellt.Scharfe Kritik am Vorstand

Besonders verärgert und enttäuscht sind die Eltern über die Informationspolitik des Vereins, der die Eltern nicht über die Kündigung von König unterrichtete. "Hier wurde kein Gedanke an die Kinder verschwendet. Der Konflikt zwischen Verein und Trainer wurde auf dem Rücken der Kinder ausgetragen", ärgert sich eine Mutter. Tränen habe es gegeben, als auf Umwegen bekannt wurde, dass der von den Kindern geschätzte Trainer vom Verein gefeuert wurde. Die Kinder hätten das Training dermaßen geliebt, dass schon mal auf eine Kindergeburtstagsfeier zu Gunsten eines Wettkampfs verzichtet wurde. Noch im Sommer kamen weitere 20 Kinder als Neuzugänge in den Verein."Da hätte uns der Verein gleich sagen können, dass er uns nicht haben will", moniert eine andere Mutter.Auch Physiotherapeut Markus König ist enttäuscht. Als Ehrenamtlicher, der von Oberbürgermeister Helmut Schröer für sein Engagement öffentlich geehrt wurde, hat er mit einer Aufwandsentschädigung von 7,50 Euro pro Stunde in den vergangenen sieben Jahren die Geräteturnabteilung auf beachtliches Niveau geführt."Wir waren alle sehr zufrieden mit dem Training", ist ein Vater fassungslos über das Ende. Enttäuscht sind die Eltern auch, weil sie über Feste und ehrenamtliches Mithelfen dem Verein nicht unerhebliche Summen in die Kasse brachten. Die für die Eltern völlig überraschende Entscheidung des Vorstands erfordert nun eine kurzfristige Suche nach neuen Vereinen, um Trainingsdefizite zu vermeiden. Und zwar zusammen mit Markus König und den vier anderen Übungsleitern.

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