Traum vom klassischen Knöllchen

TRIER. Wer auf dem Trierer Bahnhofsgelände parkt und sich dort etwas zu Schulden kommen lässt, kann von den Knöllchen der städtischen Politessen nur träumen: Er muss 20 Euro Bearbeitungsgebühr zahlen – plus die Tagesparkgebühr.

 Rechts kontrolliert die Stadt, links die Firma Contipark: Rund um den Trierer Bahnhof gelten unterschiedliche Bedingungen beim Parken. TV-Foto: Inge Kreutz

Rechts kontrolliert die Stadt, links die Firma Contipark: Rund um den Trierer Bahnhof gelten unterschiedliche Bedingungen beim Parken. TV-Foto: Inge Kreutz

"Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr, Ihr Fahrzeug wurde ohne sichtbar ausgelegten gültigen Fahrschein vorgefunden. Der von Ihnen geschuldete Betrag setzt sich somit wie folgt zusammen: Tagesparkgebühr 1,20 Euro, Bearbeitungsgebühr 20 Euro. Bitte überweisen Sie...": Mit solchen bösen Überraschungen müssen Fahrer rechnen, die ihr Auto auf einem der rund 40 Parkplätze auf dem Trierer Bahnhofsgelände abstellen und sich dabei nicht ordnungsgemäß verhalten. Stadt kassiert fünf Euro, Contipark mehr als 20

Während die Stadt in solchen Fällen fünf Euro verlangt, kommen Bahnhofs-Parker nicht umhin, den mehr als vierfachen Betrag zu zahlen. "Diese Parkplätze werden von einem privaten Unternehmen bewirtschaftet", erklärt Stadt-Sprecher Jürgen Backes. Solche Firmen setzten die Höhe ihrer Strafen "ohne Einvernehmen mit der Stadt fest", sagt Backes. "Wir werden nicht gefragt." Er berichtet von einer Häufung entsprechender Beschwerden beim Straßenverkehrsamt. Bahnsprecher Hartmut Langer berichtet, man habe den Parkraum auf deutschen Bahnhöfen seit einiger Zeit an die Firma Contipark vermietet. "Wenn man schon diskutiert, ob Lehrer Beamte sein müssen, kann man ja wohl auch über eine private Parkplatz-Bewirtschaftung nachdenken!" Früher habe das Bahnhofspersonal die Parkplätze im Auge gehabt, sagt Langer. Kontrollen seien selten gewesen. "Es gab viele schwarze Schafe, die ihr Auto dort ohne zu zahlen abstellten und so die Plätze blockierten." Die hohen Strafen verteidigt Langer: Contipark arbeite - anders, als man von der kommunalen Parkraumüberwachung höre - kostendeckend. "Die Firma legt ihre Kosten auf die Parksünder um", sagt Langer. "Klar, dass es da in der Höhe merkliche Unterschiede zu vorher gibt." Zu bedenken sei auch, dass die Ermittlung der Fahrzeughalter für das Privatunternehmen aufwändiger sei als für öffentliche Stellen, die nur in den Computer zu schauen bräuchten. "Für die Kunden, die ordnungsgemäß einen Parkschein ziehen, ist es dagegen kaum teurer geworden", sagt Langer. 30 Minuten Parken kosten auf dem Bahnhofsgelände 60 Cent, für eine Stunde werden 1,20 Euro fällig. Auf den öffentlichen Parkplätzen gegenüber zahlen Autofahrer 20 Cent pro zwölf Minuten Parkzeit. Wer sein Auto länger abstellt, kommt dagegen auf dem Bahnhofsgelände vergleichsweise günstig weg. "Wir wollen mit unserem Parkkonzept die Plätze freihalten für Kurzzeitparker, die zum Bahnhof müssen, und für Reisende", sagt Langer. Bahnkunden könnten inzwischen schon beim Ticketkauf einen Parkplatz reservieren. Bei der Berliner Firma Conti-Park - nach eigener Aussage mit rund 300 Objekten in 150 Städten und insgesamt 105 000 Stellplätzen einer der Marktführer in der privaten Parkraumbewirtschaftung - heißt es auf TV-Anfrage: "Kein Unternehmen kann darauf verzichten, das Entgelt für eine vertragsgemäß erbrachte Leistung zu verlangen. Zahlt ein Nutzer nicht, ist Contipark gezwungen, die Ansprüche in Form einer Vertragsstrafe durchzusetzen." Dies sei kein Bußgeld, sondern mit den Vertragsstrafen vergleichbar, die beispielsweise Verkehrsgesellschaften bei Schwarzfahrern oder Supermärkte bei Ladendieben kassierten. Viele Autofahrer haben derweil Konsequenzen gezogen: Während die Parkplätze auf dem Trierer Bahnhofsgelände an vielen Tagen weit gehend leer sind, reiht sich in den städtischen Haltebuchten gegenüber Wagen an Wagen.

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