Traum von Taschen und Perlen

TRIER. Viel Kreativität brodelt in Trier vor sich hin. Für zwei junge Designer ist nun Schluss mit dem versteckten Werkeln: Sie haben diese Woche in der Karl-Marx-Straße einen Laden eröffnet und damit einen Traum in die Tat umgesetzt. Mit Taschen und Perlen wollen sie die Modewelt erobern.

Die Vorgeschichte des neuen Ladens in der Karl-Marx-Straße 30 trägt märchenhafte Züge: Es war einmal ein Mädchen namens Sandra "die Tasche" Westphal, ihres Zeichens Modedesignerin, und ein junger Mann mit Namen Andreas "die Perle" Schneider, ehemals Landschaftsgärtner. Sie wünschten sich einen eigenen Laden zur Auslebung ihrer Kreativität. Mit Hilfe guter Feen in Form von Unternehmensberatern und einer gut durchdachten Planung nahm die Idee Gestalt an. Doch die Mietpreise in der Innenstadt waren zu teuer. Da verliebten sich die beiden in ein denkmalgeschütztes Geschäft in der Karl-Marx-Straße und verwandelten die ehemalige Metzgerei zusammen mit vielen Helfern in ein gemütliches, mediterran angehauchtes Geschäft. Studium Modedesign

Diese Woche hat der kleine Laden mit filigran gearbeiteten Perlen und handgemachten Taschen eröffnet. Sandra Westphal kreiert mit Leib und Seele ihre Accessoires. "Ich bin selbst Taschenfetischistin", sagt sie schmunzelnd. "Irgendwann habe ich mir gedacht: Warum das Ganze kaufen, das kannst du doch selber!" Nach ihrem Studium zur Modedesignerin im Jahr 2004 war der Schritt in die Selbstständigkeit noch zu groß. Da hieß es erst mal "schaffen gehen". Als angestellte Designerin für Herren-Oberbekleidung kam das erste Geld in die Kasse. "Dort konnte ich aber nicht mehr kreativ sein. Ich habe dann all meinen Mut zusammengenommen und den Job hingeschmissen." Andreas Schneider ist ausgebildeter Landschaftsgärtner. Als er arbeitslos geworden und sechs Monate lang über den Jakobsweg gewandert war, stand seine Entscheidung fest. "Ich schmücke mich gerne. Und da meine Freundin und ich länger hier bleiben wollen, habe ich es riskiert." Der gebürtige Aschaffenburger fühlt sich in Trier pudelwohl: "Ich mag die Gemütlichkeit, hier gibt's keinen Großstadtlärm. Viele Freunde haben wir mittlerweile auch." Was können Kunden des neuen Ladens erwarten? "Ich verkaufe Perlen und das Zubehör, um sich Schmuckstücke zu basteln. Natürlich können die Perlen auch in die Taschen von Sandra eingearbeitet werden", sagt Andreas Schneider. Verschiedenste Perlen in allen Farben hat er parat - sogar in Form von Fischen, Fliegenpilzen und Erdbeeren. Sie kommen aus Tschechien, Holland, Brasilien und Afrika und sind aus Holz, Glas oder Pflanzensamen gearbeitet. Für Sandra ist der Laden zugleich Werkstatt. Kunden können "live" zuschauen, wie eine Tasche entsteht. "Sie können fertige, von mir kreierte Taschen kaufen. Genauso können sie aber Vorlagen oder Ideen mitbringen, und wir entwerfen das Traumstück gemeinsam. Ich sehe mich da ein bisschen als Werkzeug für kreative Leute." Die beiden Designer sind überzeugt, dass viele Trierer Wert auf Individualität legen und keine Ware von der Stange wollen - und hoffen, dass das Märchen vom eigenen Designerladen ein Happy End haben wird.

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