Trier-Euren oder Mariahof? - Die Entscheidung fällt am 8. März

Trier · Nach dem massenhaften Protest in Mariahof demonstrieren auch die Menschen in Euren gegen ein großes Baugebiet vor ihrer Tür. Die Pattsituation im Stadtrat stellt die CDU vor eine Zerreißprobe.

 Eurener Bürger protestieren vor dem Rathaus. Ein bis zu 40 Hektar großes Baugebiet am Rande ihres Stadtteils wollen sie nicht. TV-Foto: Rainer Neubert

Eurener Bürger protestieren vor dem Rathaus. Ein bis zu 40 Hektar großes Baugebiet am Rande ihres Stadtteils wollen sie nicht. TV-Foto: Rainer Neubert

Foto: Rainer Neubert

"Euren sagt Nein!" Mit Trillerpfeifen und lautstarken Sprechchören haben 150 Menschen aus dem Stadtteil am Mittwochabend die Mitglieder des Stadtrates auf die Diskussion im Bauausschuss vorbereitet. Wo soll das große Baugebiet entstehen, das die Schwarmstadt Trier angesichts des prognostizierten Wachstums in den kommenden Jahren dringend braucht?

Der Widerstand in Mariahof geht zurück bis auf das Jahr 1994, als der Stadtrat erstmals eine städtbauliche Entwicklungsmaßnahme auf den Feldern neben dem Gut Brubacher Hof beschlossen hatte. Verschoben wurde das Vorhaben wegen des Abzugs der Franzosen und der Besiedlung des Petrisbergs. Die Bürgerinitiative "Stoppt Landfraß" hatte schon vor Wochen 2500 Unterschriften gegen das Baugebiet gesammelt.

In Euren ist der Protest dagegen erst wenige Tage alt. Sprecher Joachim Weyand überreichte die 532 seit Sonntag gesammelten Unterschriften vor der Sitzung an Baudezernent Andreas Ludwig.

Im Stadtrat sind es vor allem die Mitglieder mit Wohnsitz Mariahof und Heiligkreuz, die aus der 20 Köpfe starken CDU-Fraktion eine gespaltene Gruppe machen. "Wir sind ein Spiegelbild der Diskussion der Bürger", sagt dazu Jutta Albrecht, die sich bei ihrer Ablehnung am Mittwochabend vor allem auf "nicht lösbare Verkehrsprobleme" beruft. Für die CDU-Fraktion hatte davor Matthias Melchisedech auf die "großen Probleme" verwiesen, die mit einer Festlegung auf Euren verbunden wären. "Wir haben noch kein abschließendes Urteil getroffen." Diese Aussage macht es weiterhin schwierig, den Ausgang der entscheidenden Abstimmung im Stadtrat am 8. März vorauszusagen.

Während die meisten Demonstranten aus Euren in ihren Stadtteil weitergezogen waren, um dort bei der gemeinsamen Sitzung der Ortsbeiräte (siehe unten) ihre Meinung kundzutun, lauschten die 20 verbliebenen Gäste aus Euren in der Ausschusssitzung besonders wohlwollend den Ausführungen von Baudzernent Ludwig (CDU). Er wiederholte seine Einschätzung, dass die Verkehrsprobleme durch ein Baugebiet Brubacher Hof beherrschbar seien. "Wir brauchen Bauland. Der Langenberg zwischen Euren und Zewen bietet dafür bis 2030 keine Perspektive." Vor allem die Verhandlungen mit den 1165 Einzeleigentümern dort würde nach Aussage von Ludwig zu mindestens zehn Jahren Verzögerung führen.

Klar für das Entwicklungsgebiet Brubacher Hof sprachen sich erneut Reiner Lehnart für die SPD-Fraktion und Tobias Schneider (FDP) aus. Bündnis 90/Die Grünen setzten derweil einmütig auf Langenberg. "Wir halten das für die bessere Lösung und glauben, dass sich dort die Zufahrt auch ohne Brücke lösen lässt", verdeutlichte Dominik Heinrich. Das glaubt auch Christiane Probst (UBT), die ankündigte, ihre Fraktion werde die Argumente der Bürgerinitiative Euren berücksichtigen. Nicht zu Wort meldete sich am Mittwoch Michael Frisch. Er hatte die Sitzung verlassen, bevor die Diskussion über den Flächennutzungsplan begonnen hatte. Die Stimmen der AfD und von Piratin Darja Henseler könnten in der Abstimmung Anfang März entscheidend sein.
Der Streit um neues Bauland in Trier


Im Flächennutzungsplan (FNP) 2030 legt die Stadtverwaltung fest, welche Flächen in den nächsten Jahrzehnten für eine Nutzung, zum Beispiel für Gewerbeansiedlungen oder Freizeitangebote, vorgesehen sind. Der Entwurf für den neuen FNP ist fertig - mit einer Ausnahme: Für die insgesamt benötigten 111 Hektar für den Wohnungsbau fehlt noch eine Fläche von etwa 23 Hektar. Sowohl der Bereich Brubacher Hof im Höhenstadtteil Mariahof als auch der Bereich Unterm Langenberg zwischen Euren und Zewen hätten diese Größe. Gerechnet wird dabei mit der Nettobaufläche, also den Bauplätzen ohne Straßen, Wege und Grünflächen.

Beide Flächen weisen Vor- und Nachteile auf. Im Mittelpunkt stehen vor allem der Verkehr und die Angst der Anwohner vor einer Minderung ihrer Wohnqualität. Als ein weiteres großes Baugebiet ist laut FNP-Entwurf der Bereich Zentenbüsch bei Trier-Ruwer vorgesehen. Dagegen gibt es keine Proteste, obwohl die Verkehrsanbindung ebenfalls schwierig ist.

Falls in Trier nicht mittelfristig die vorgesehenen neuen Bauflächen bereitgestellt werden können, befürchtet die Stadtverwaltung angesichts der hohen Nachfrage eine deutliche Steigerung bei den Grundstückspreisen.

KommentarDer Verkehr und die Glaubensfrage

 Eurener Bürger protestieren vor dem Rathaus. Ein bis zu 40 Hektar großes Baugebiet am Rande ihres Stadtteils wollen sie nicht.

Eurener Bürger protestieren vor dem Rathaus. Ein bis zu 40 Hektar großes Baugebiet am Rande ihres Stadtteils wollen sie nicht.

Foto: Rainer Neubert
 Eurener Bürger protestieren vor dem Rathaus. Ein bis zu 40 Hektar großes Baugebiet am Rande ihres Stadtteils wollen sie nicht.

Eurener Bürger protestieren vor dem Rathaus. Ein bis zu 40 Hektar großes Baugebiet am Rande ihres Stadtteils wollen sie nicht.

Foto: Rainer Neubert
 Eurener Bürger protestieren vor dem Rathaus. Ein bis zu 40 Hektar großes Baugebiet am Rande ihres Stadtteils wollen sie nicht.

Eurener Bürger protestieren vor dem Rathaus. Ein bis zu 40 Hektar großes Baugebiet am Rande ihres Stadtteils wollen sie nicht.

Foto: Rainer Neubert

Von Rainer Neubert

Nun schwenken also auch die Menschen aus Euren Protestplakate. Ihre Argumente sind denen aus Mariahof und Heiligkreuz so ähnlich, dass im Grunde beide Stadtteile gemeinsam demonstrieren könnten. Es ist die Angst vor dem Verkehr, der die Leute mobilisiert.

Die Verwaltung hat sich mit gutem Grund für ein Baugebiet Brubacher Hof ausgesprochen. Denn wenn das Ziel erreicht werden soll, in spätestens sieben Jahren neues Bauland bereitzustellen, ist das nur hier zu machen. Die vielen Konflikte am Langenberg, vor allem beim Blick auf die extrem komplizierten Besitzverhältnisse, machen eine so zügige Realisierung zwischen Euren und Zewen unmöglich. Hinzu kommt, dass auch der Ortsbeirat dort seinen Wunsch nach deutlich mehr Baugrund nur ohne Brückenbauwerk aufrechterhalten wird.

Für die Stadträte, die am 8. März abstimmen müssen, ist es letztlich eine Frage des Vertrauens. Glauben sie Baudezernent Andreas Ludwig, dass die Verkehrsprobleme im Zusammenhang mit einem Baugebiet Brubacher Hof beherrschbar sind?

Vor allem für Heiligkreuz könnten die optimierte Verkehrsführung und der versprochene Lärmschutz Verbesserungen bringen, die sonst nicht realisierbar wären. Eine schwierige Entscheidung. Beide Gebiete abzulehnen wäre jedenfalls fatal und würde der Stadt Trier schaden.

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