Trier-Nord fühlt sich diskriminiert

Trier · Großer Frust im Stadtteil Trier-Nord: Dort ist man zunehmend sauer über bestimmte Tendenzen der Debatte in Sachen Schulentwicklungskonzept. Rund um die Ambrosius-Schule fühlt man sich abgewertet und abgestempelt.

 Ist die Ambrosius-Schule nur ein Gebäude, das gefüllt werden muss, wie die Demonstranten von der Martin-Schule vermuten? Die Ambrosius-Schulgemeinschaft widerspricht dem vehement. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Ist die Ambrosius-Schule nur ein Gebäude, das gefüllt werden muss, wie die Demonstranten von der Martin-Schule vermuten? Die Ambrosius-Schulgemeinschaft widerspricht dem vehement. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Trier. In einer Stellungnahme der Schulgemeinschaft aus Lehrern, Schülern und Elternvertretern wird Klartext geredet: "Die Art und Weise, wie unsere Schule und unser Schulbezirk dargestellt werden, empfinden wir als Diskriminierung", heißt es da. Und weiter: "Die Ausgrenzung ist für alle Beteiligten, vor allem aber für die Kinder, mehr als verletzend und entwürdigend."
Worauf die Schulgemeinschaft anspielt, sind die Argumente, die angeführt werden, warum Schülern aus dem Maar-Viertel und aus Kürenz nicht zuzumuten sein soll, nach einer möglichen Schließung in die - neu ausgebaute - Ambrosius-Grundschule zu wechseln. Zwar ist der Sprachgebrauch auf offizieller Ebene meist vorsichtig, aber beschworen werden etwa die "Sorgen der Eltern", ihre Kinder müssten "in einem sozialen Brennpunkt zur Schule gehen". In Leserbriefen und Internet-Foren wird der Standort Ambrosius als "Stadtrand" und "Prestige-Objekt" abgestempelt, die Unterbringung neuer Schüler dort als "soziales Experiment" eingestuft.
"Was bitte soll denn einem Kind aus einem anderen Viertel passieren, wenn es in Ambrosius in die Schule geht?", fragt eine sichtlich verärgerte Trier-Norder Quartiersmanagerin Maria Ohlig. Es werde "suggeriert, dass in Ambrosius als ,Brennpunktschule\' ein normales Lernen nicht möglich ist" und damit "die Stadtgesellschaft in unerträglicher Weise in Gut und Schlecht eingestuft". Ohlig, die für die SPD im Stadtrat sitzt, kritisiert aber auch die Kommunalpolitik: Politische Vertreter, "die für das Gemeinwohl der ganzen Stadt eintreten sollen", nähmen "Teile dieser Argumentationen auf".
Ambrosius-Schulleiterin Nicola Collet signalisiert durchaus Verständnis dafür, "dass Grundschulen für ihren Erhalt kämpfen". Aber auf die "diffusen Äußerungen" zu ihrer Schule will sie sich nicht einlassen. Sie macht stattdessen ein anderes Angebot: "Wer sich ein realistisches Bild unserer Schule machen will, ist jederzeit willkommen."Extra

DasTrierer Jugendparlament (Jupa) hat das Schulentwicklungskonzept ebenfalls diskutiert. Die Nachwuchspolitiker beschlossen ein Positionspapier, das den Ortsbeiräten vorgelegt wird. Darin begrüßt das Gremium unter anderem den Erhalt der Grundschule Gregor von Pfalzel. Allerdings müsse jetzt Geld in die Sanierung des Gebäudes investiert werden. Mit Investitionen in die Einrichtungen in Heiligkreuz und Tarforst will das Jupa-Konzept Ganztagsangebote schaffen, die Bildung mit sozialem Lernen und sinnvoller Freizeitgestaltung verknüpfen. Die Fusion der Grundschulen Egbert und Barbara sieht das Jupa als einzige sinnvolle Lösung. Die geplanten Schließungen von Martin und Kürenz hält Vorsitzender Louis-Philipp Lang für unvermeidlich: "Es ist noch zu wenig, aber für die Verbesserung der Schullandschaft längst überfällig." Bei der Zusammenlegung der Grundschulen Reichertsberg und Pallien fordert das Jupa dazu auf, die Entwicklung abzuwarten. Zudem hat das Jupa seinen Vorsitzenden Louis-Philipp Lang (17) und Stellvertreterin Nina Regenhardt (15) wiedergewählt. Weiterhin gehören dem Vorstand Stefan Berg (17), Fabian Anheier (16) und René Oskar Leonard Mannola (14) an. In den Jugendhilfeausschuss entsendet das Jupa Aaron Zisterer (15) (Stellvertreter: Al-Harith Abdul Sattar, 16); beratendes Mitglied im Schulträgerausschuss ist Charlotte Martin Yuste (18), Stellvertreter: Andreas Wirtz (17). cig

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